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Hochschule Geisenheim
Fachkräftemangel aufgrund des demografischen Wandels ist auch in der Getränkeindustrie kein unbekanntes Phänomen. In ihrer „Branchenanalyse Getränkeindustrie – Marktentwicklung und Beschäftigung in der Brauwirtschaft, Erfrischungsgetränke- und Mineralbrunnenindustrie“ (Band 368 der Reihe Study der Hans-Böckler-Stiftung) stellten Stefan Stracke und Birte Homann bereits 2017 fest, dass 38 Prozent der Beschäftigten der Branche 50 Jahre und älter sind. Die Brauwirtschaft habe innerhalb der Nahrungs- und Genussmittelindustrie sogar den höchsten Anteil an Beschäftigten in der „Generation 50+“.
Um das Ausscheiden dieser Generation in den nächsten Jahren zu kompensieren und das hohe internationale Niveau der Sparte zu sichern, bedarf es attraktiver Aus- und Weiterbildungsangebote für angehende Fach- und Führungskräfte. Diese müssen gleichermaßen fundiert und praxisnah wie innovativ sein und flexibel verschiedene Bildungshintergründe integrieren können.
Von der Ausbildung zur wissenschaftlichen Karriere
Beispielhaft steht dafür die staatliche Hochschule Geisenheim im hessischen Rheingau. Der sprichwörtliche Weg vom Auszubildenden bis zum promovierten Wissenschaftler ist hier nahtlos möglich. Die Hochschule Geisenheim bildet in ihrem Fruchtverarbeitungsbetrieb Fachkräfte für Fruchtsafttechnik aus, die regelmäßig das Bachelor-Studium der Getränketechnologie anschließen.
Der Master-Studiengang Getränketechnologie, den die Hochschule Geisenheim gemeinsam mit der Justus-Liebig-Universität Gießen anbietet, ermöglicht Studierenden aus dem Bereich der Lebensmittel- und Ernährungsindustrie die Vorbereitung auf Führungspositionen in der Wirtschaft oder eine wissenschaftliche Karriere. Aktuell 67 Doktoranden bei rund 1.750 Studierenden belegen, dass die Hochschule Geisenheim dafür einen erfolgreichen Ausgangspunkt bildet.
Gleichzeitig eröffnet die Hochschule Geisenheim Interessierten mit beruflicher Qualifikation oder Interesse an einem ausbildungsintegrierten Modell Studienmöglichkeiten. Neben Personen mit einem Meister- oder Technikerabschluss können auch junge Menschen mit Mittlerer Reife und einer abgeschlossenen, dreijährigen Berufsausbildung (Abschlussnote mind. 2,5) ohne Zulassungsprüfung ihr Studium aufnehmen.
Duales Studium in knapp vier Jahren
Weiterhin bietet die Hochschule Geisenheim in Kooperation mit Unternehmen der Branche einen dualen Zugang zum Studium.
Interessierte absolvieren dabei 15 Monate ihrer Ausbildung vor Studienbeginn, die fehlende Zeit holen sie während der Semesterferien nach. So erlangen sie in knapp vier Jahren zwei Abschlüsse.
Die Verbindung von Forschung und Praxis
Die getränketechnologische Ausbildung ist in Geisenheim seit den 1960er-Jahren eine bedeutsame Größe für den akademischen Nachwuchs in allen Bereichen rund um die Herstellung von Getränken.
Eine Vielzahl von Betriebsleitern in Produktionsbetrieben, Verantwortliche in der Qualitätssicherung, innovative Ideengeber in Forschung und Entwicklung, nicht zuletzt aber auch kompetente Ansprechpartner in der Zulieferindustrie, haben von der sehr praxisnahen Ausbildung in Geisenheim profitiert und sind mit verantwortlich dafür, dass Deutschland beim Wirtschaftsfaktor „Getränke“ internationales Niveau darstellt.
Geisenheim ist heute die bedeutendste Ausbildungsstelle für den Bereich Fruchtsaft und Früchteverarbeitung und die einzige Hochschule, die sich auch und explizit mit alkaloidhaltigen Getränken befasst.
Wesentliche Stärke der Ausbildung ist die enge Vernetzung mit der Forschung, unter anderem in den Bereichen Analytik und Technologie. In Geisenheim entstand, auch dank der Nähe zum Studienbereich Weinbau und Oenologie, die erste Hochschul-Sektkellerei.
Die Hochschule verfügt zudem über eine wissenschaftliche Brauerei. Unter standardisierten Bedingungen können dort Mikro-Sude reproduzierbar für wissenschaftliche Zwecke hergestellt und genutzt werden.
Eine im Jahr 2019 angeschaffte 50-Liter-Brennblase hat die veraltete Verschlussbrennerei ersetzt und ermöglicht nun auch in diesem Bereich modernes Lehren und Forschen.
Getränketechnologisches Zentrum
Alle Anlagen firmieren unter dem Dach des hochschuleigenen „Getränketechnologischen Zentrums“. In diesem Technikum ist die Früchteverarbeitung zu Säften, Fruchtpürees oder Fruchtzubereitungen, Fruchtweinen und Spirituosen genauso möglich wie die Herstellung alkoholfreier Erfrischungsgetränke, Limonaden – und natürlich von Bier.
Der Studienbereich profitiert seit gut fünf Jahren auch von der Zusammenarbeit mit dem Studiengang Lebensmittelsicherheit; im Getränketechnologischen Zentrum ist dank der Verbindung ebenfalls das Rösten von Kaffee auf Trommelröster und Heißluftröster möglich. In diesem Jahr wurde zudem damit begonnen, Kakao zu Schokolade zu verarbeiten.
Studiengänge Lebensmittelsicherheit und Lebensmittellogistik
Nicht allein der Studiengang Lebensmittelsicherheit, der ab dem Wintersemester 2020/21 auch auf Master-Niveau angeboten wird, bietet angehenden Getränketechnologinnen und -technologen dabei spannende Vernetzungsmöglichkeiten.
Ebenso profitieren sie von Verbindungen zum Studiengang Lebensmittellogistik und -management sowie den betriebswirtschaftlichen und marketingorientierten Studiengängen der Hochschule Geisenheim im Wein- und Getränkebereich.
Neubau Getränkezentrum
Da eine moderne Getränketechnologie auch in eine moderne Umgebung gehört, beginnt das Land Hessen im Herbst 2021 mit dem Neubau des neuen Getränkezentrums auf dem Campus der Hochschule Geisenheim. Hier entsteht auf 2.700 m2 Nutzfläche (3.800 m2 Gesamtfläche) das dann modernste Technikum für Lehre und Forschung im Bereich der Getränketechnologie.
Das neue Gebäude hat ein genehmigtes Bauvolumen von 25,8 Mio. EUR und wird mit seinen technischen und organisatorischen Möglichkeiten die Ausbildung noch einmal auf ein qualitativ höheres Level heben.
Fruchtsafttechnik: enge Zusammenarbeit zwischen Hoch- und Berufsschule
Doch die Hochschulstadt Geisenheim steht für weitaus mehr als nur die akademische Ausbildung, da die hier ansässigen Beruflichen Schulen Rheingau seit 45 Jahren die zentrale Ausbildungsstelle für die „Bundesfachklasse für Fruchtsafttechnik“ sind.
Hochschule und Berufsschule arbeiten eng zusammen, um den angehenden Fachkräften aus den – teils sehr heterogenen – Ausbildungsbetrieben eine umfassende technische Ausbildung zu ermöglichen.
Denn der Wandel in der betrieblichen Welt hat auch diese Ausbildung zusehends verändert. Die zunehmende Verschmelzung von Fruchtsaftabfüllern und Limonadenherstellern hat dazu geführt, dass die Ausbildung der Fruchtsafttechniker um die Bereiche der Limonaden und der Mineralwässer inhaltlich erweitert wurde.
Grundstoffe und Vormischungen werden in den Kellereiräumen der Berufsschule hergestellt und in den dortigen Praktikumslaboren umfassend auf Qualität und Konformität überprüft. Die Karbonisierung und Abfüllung erfolgt in Zusammenarbeit mit der Hochschule Geisenheim im Getränketechnologischen Zentrum.
Diese sehr erfolgreiche Entwicklung ist auch der Mineralwasserwirtschaft nicht verborgen geblieben; mittlerweile stammen rund 15 Prozent der Berufsschülerinnen und -schüler des aktuell ersten Ausbildungsjahres aus namhaften Mineralbrunnen.
Die enorme Bedeutung der Getränkewelt ist auch hier bauseitig zu erkennen, da der Rheingau-Taunus-Kreis für den Berufsschulstandort einen Erweiterungsbau mit modernen Laboratorien und einem neuen Technikum plant.
Denn eine gute Nachricht für die Branche gibt es: Die Zahl der Auszubildenden in der Getränkeherstellung ist nach einer leichten Delle in den vergangenen Jahren wieder angestiegen und lag laut statistischem Bundesamt 2018 über 1.300.