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Markt-High mit Hanf aus der Pulle
Es ist eine neue Sau im Dorf! Oder ist es doch mehr? CBD – Cannabidiol – wabert schon seit geraumer Zeit als mutmaßlich DER nächste Trend im Getränkeland herum. Vor allem im Bereich AfG. Wundert auch keinen, wissen doch alle, dass der Markt extrem umkämpft ist. Und unfassbar schnelllebig. Innovationen sind hier eher alter Käse als man Spezi sagen kann. Und dann kommt schon das nächste neueste Ding.
Dass bei CBD Musik drinsteckt, beweist nicht zuletzt ein interessanter Schachzug von Anheuser-Busch. Das Unternehmen hat bereits 2018 einen 100-Millionen-Dollar-Deal mit Tilray geschlossen, einem Pharmaunternehmen aus Kanada und dem weltgrößten Hersteller von medizinischem Marihuana. Ziel laut AB-InBev: gemeinsam alkoholfreie Getränke entwickeln.
Status: Es ist kompliziert
Allerdings hat das Thema CBD mit einigen Hürden zu kämpfen. Juristischen, allem voran. Cannabidiol, kurz CBD, wird nun mal aus der Cannabispflanze gewonnen, und deren Anbau und Verwertung ist in Deutschland strenger reglementiert als in anderen Ländern.
In der EU fallen CBD-Lebensmittel unter die Novel-Food-Verordnung und bedürfen damit einer besonderen Genehmigung. Nach einem zwischenzeitlichen Stopp der Neuzulassung von CBD-haltigen Nahrungsmitteln stehen die Zeichen aktuell wieder auf Grün. Und nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofes, der klarstellte, das CBD-Öl keine psychoaktive Wirkung hat und demnach auch nicht unter das Betäubungsmittelgesetz fällt, ist der Weg für CBD wieder frei.
Dennoch bleibt es gefühlt grauzonig – was zum Teil den Reiz ausmacht: Getränke mit oder aus Cannabis sorgen für Gesprächsstoff, Aufmerksamkeit gibt es gratis dazu. Und viele Anbieter haben sich noch nicht auf das unbestellte Feld gewagt.
Wenn’s gsund macht
Außerdem passen Cannabis-Getränke in den Zeitgeist. Denn mit gewissen Inhaltsstoffen können sie gut und gern im Segment der Wellnessdrinks aufgebaut werden und entsprechen so dem Gesundheitsbewusstsein gerade der jüngeren Kundschaft. Benefits, Mehrwert – das verkauft sich gut und zu guten Preisen.
Was steckt wirklich drin?
Rohstoffe und Produktion
Wie aber kommt das gute CBD nun ins Getränk?
Gut verfügbar ist dafür CBD-Öl, das auf unterschiedliche Weisen (durch Erhitzung beziehungsweise Destillation, über Lösungsmittel wie etwa Ethanol oder Butan, überkritisches Kohlenstoffdioxid, Alkohol oder auch Öl) in der Regel aus der getrockneten weiblichen Blüte des Nutzhanfs gewonnen wird.
In Deutschland darf CBD-Öl maximal einen Anteil von 0,2 Prozent THC aufweisen. Dann dürfen Hersteller es in Lebensmitteln und Getränken einsetzen und Wasser, Limo, Tees oder sogar Kaffee oder Bier mit CBD anreichern.
Was liegt näher als Hanf-Eistee?
Oder aber die Hersteller setzen auf die getrockneten Blätter der Cannabispflanze, einer Art Hanf-Tee.
So wie Can Kalayci, Chef und Gründer der Creative Food and Beverage Company AG. Er produziert exklusiv für eine bekannte Schweizer Handelskette einen Hanf-Eistee namens Herbtie. Dafür brüht er getrocknete Hanfblätter zusammen mit grünem Tee auf. Dieser Aufguss wird dann verdünnt und zusammen mit Zitronensaft und etwas Rohrzucker zum erfrischend herben Endgetränk.
„Wir beziehen unseren Hanf regional“, erzählt Can Kalayci. Ja, die Schweiz ist nämlich ausgesprochen liberal in Sachen Cannabis, der Anbau der Sorte Cannabis Sativa L. ist möglich, und Rohware mit bis zu einem Prozent THC-Gehalt sind zur Weiterverarbeitung in der Lebensmittelproduktion zugelassen.
Ganzheitliche Extraktion
In Deutschland sind die Regelungen strenger und die Messgrenzen enger. Das muss allerdings kein Nachteil für deutsche Produzenten sein, findet Kevin Singh Witzorek, Gründer der Hamburger Getränkefirma Jamu. Nach einer kleinen Reihe unterschiedlicher, international inspirierter Wellnessdrinks stellte er auf der BIOFACH 2020 in Nürnberg seinen Bio-Cannabis-Drink vor.
In kürzester Zeit wurde der zum Bestseller in seinem Portfolio, Witzorek verkauft sogar in die USA. Und das, obwohl der CBD-Gehalt deutlich unter dem liegt, was dort erlaubt wäre. Aber es geht ja bekanntlich auch weniger um die Quantität als vielmehr um Qualität.
„Ich vergleiche das gern mit einer hochdosierten Vitamin C-Tablette und einem Apfel. Was meinst du, ist besser für dich, für deinen Körper? Die Tablette, die vielleicht die zehnfache Menge Vitamin C hat – oder der Apfel mit der Vielzahl seiner Nährstoffe, Vitamine und Mineralien?“ Im Gegensatz zu den meisten internationalen Herstellern, die vor allem über die Menge des in ihren Getränken enthaltenen CBDs punkten wollen und deshalb mit auf CO2-Basis gewonnenen Extrakten arbeiten, hat Witzorek mit seinem Team ein eigenes und im Detail geheimes Extraktionsverfahren entwickelt, bei dem sämtliche Inhaltsstoffe der Hanfpflanze gewonnen und erhalten werden. In seinem Bio-Cannabis-Drink ist eben nicht nur CBD, sondern auch verschiedene Terpene, Spurenelemente und diverse Cannabinoide, die in der Pflanze von Natur aus vorkommen. „Nur die alle zusammen können den Effekt schaffen, den wir erreichen wollen“, so Witzorek. Er beruft sich dabei auf den wissenschaftlich belegten „Entourage-Effekt“, wonach erst das Zusammenspiel unterschiedlicher Inhaltsstoffe für eine positive Wirkung sorgt.
Und schmeckt’s?
Wer wie Can Kalayci oder Kevin Witzorek mit Hanf-Aufgüssen arbeitet, bekommt auch das volle Cannabis-Aroma.
Ein eigener Geschmack, herb-süßlich und schnell auch intensiv. „Hanf schmeckt halt wie Hanf – und das ist auch gut so!“, sagt Kevin Witzorek. „Wir geben keine Süßungsmittel und keine Aromen bei. 42 Prozent Cannabisauszug, Kurkuma, Ingwer, wenig Trauben- und etwas Zitronensaft plus Kohlensäure. Das ist alles.“
Auch gut: was mit Bier
Was viele zwar wissen, bis hierher aber noch nicht erwähnt wurde: Cannabis ist eine nahe Verwandte von Hopfen. Die gleiche Pflanzenfamilie.
Und nicht nur deshalb liegt es fast auf der Hand, den Trend CBD auch mit dem zeitlosen Thema Bier in Verbindung zu bringen.
BRLO in Berlin war da Pionier, hat bereits zwei CBD-Biere, „Legend has it“ (Pils) und „Down“ (ein Double IPA), auf den Markt gebracht. „Da ja CBD als Nahrungsmittel immer noch nicht wirklich legal ist, haben wir einen Bio-Hanftee aus Brandenburg verwendet, der eben kein THC, aber einen hohen CBD-Gehalt hat“, erzählt Geschäftsführerin Dr. Katharina Kurz. „Diesen Bio-Hanftee haben wir zusätzlich zum Hopfen bei der Kalthopfungsphase zugeführt. Der Geschmack kam auf jeden Fall durch, es war super grasig.“
Und sie sieht hier weiteres Potential: „Ich denke insgesamt, dass im Thema CBD noch super viel Potenzial steckt, und wir könnten uns vorstellen, da noch weitere Getränkeexperimente zu machen.“