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Ansicht der Elbphilharmonie in Hamburg Bei einem Hamburg-Besuch ist nicht nur die Elbphilharmonie ein lohnendes Ausflugsziel: ein Reiseführer für Craft Beer-Liebhaber (Foto: Jonas Tebbe auf Unsplash)
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Craft Beer in Hamburg

Hamburg: Einst Biermetropole mit Weltruhm, heute Großstadt mit vielfältiger Craft Beer-Szene. Bierbuchautorin Sünje Nicolaysen führt quer durch ihre Heimatstadt zu Brau-Spots, die bei einem Besuch angesteuert werden sollten.

Hamburg galt als Brauhaus der Hanse

 

Beim Stichwort Brautradition denkt kaum jemand an die norddeutsche Stadt. Kein Wunder, denn dass aus der Elbmetropole einst das berühmte Hamburger Bier in alle Weltecken geschippert wurde und Hamburg mit etwa 500 Brauereien als Brauhaus der Hanse galt, wissen nur wenige. Dabei braucht sich Hamburg in puncto Braukunst auch heute alles andere als verstecken. Das hat spätestens die Hamburg Beer Week 2021 gezeigt, bei der sich im Stadtgebiet alles rund ums Bier drehte und 18 Brauereien für den Gemeinschaftssud zusammen am Braukessel standen.

 
Blick auf den Biergarten der ÜberQuell Brauerei in der Abenddämmerung Biergarten auf hanseatisch: zu Gast bei ÜberQuell mit Blick auf Elbe und Hafenkräne 

Eine Tour quer durch das Stadtgebiet: Braustätten an und südlich der Elbe

 

Mehr Hamburg geht fast gar nicht, als mit einem Bier in der Hand auf die Hafenkräne und die Elbe zu blicken. Genau diesen Ausblick gibt es in der ÜberQuell Brauerei, die 2017 von den Gastro-Profis Axel Ohm und Patrick Rüther gegründet wurde. Hier in den denkmalgeschützten Riverkasematten zwischen Fischmarkt und Landungsbrücken wird das Bier nicht nur in Biergarten und Brew Pub getrunken, sondern auch gebraut. Seit Gründung an den Braukesseln der 15-hl-Krones-Anlage: der waschechte Bayer und Braumeister Tobias Hess. Er steht hinter den rund 20 Bieren, die pro Jahr unter anderem in den von Künstlern bunt gestalteten Lagertanks vor dem Gebäude landen – darunter modern interpretierte, traditionelle Bierstile wie Helles, Pils und Weißbier, aber eben auch kreative Sude wie das Fruity Flamango, ein Sauerbier mit Mangopüree und Hibiskusblüte eingebraut. Und wie es bei denkmalgeschützten Gebäuden nun mal so ist: Die Braukapazitäten sind beschränkt, daher sind Produktion und Abfüllung der Flaschenbiere in die Privatbrauerei Schnitzlbaumer in Bayern ausgelagert.

 

Auf einen Sprung in die Kreativbrauerei

 

Wir setzen über auf die andere Elbseite. Dort, kurz vor Niedersachsen, ist einer der Pioniere der deutschen Craft Beer-Szene beheimatet: Oliver Wesseloh. Zusammen mit seiner Frau Julia betreibt er im Stadtteil Sinstorf die 2012 gegründete Kehrwieder Kreativbrauerei. Und das mit mindestens so viel Brauleidenschaft wie Erfolg. Bereits mehrmals wählte die Ratebeer.com-Community den studierten Braumeister zum besten Brauer Hamburgs. 2013 holte er zudem den Titel Weltmeister der Biersommeliers in die Hansestadt. Aber nicht nur Oliver Wesseloh selbst ist preisgekrönt, sondern auch seine Biere. Mehrfach ausgezeichnet wurden zum Beispiel die Flaggschiffe der Brauerei: das mit Saazer und Simcoe gestopfte Lager Prototyp und das alkoholfreie IPA ü. NN mit fruchtigen Aromen dank jeder Menge Simcoe und Mosaic. Gebraut wird im Hause Kehrwieder übrigens auf einer Brauanlage Marke Eigenbau, zusammengesetzt aus Milchtanks.

 
Gär- und Lagertanks beim Wildwuchs Brauwerk Die Bio-Biere von Wildwuchs Brauwerk kann man im gemütlichen Schankraum oder im Biergarten der Brauerei probieren 

Bei Wildwuchs alles Bio

 

Ebenfalls auf der anderen Elbseite im Stadtteil Wilhelmsburg steht Norddeutschlands erste Bio-Brauerei, das Wildwuchs Brauwerk Hamburg – gegründet 2014 von Braumeister Friedrich Matthies, genannt Fiete. Und wo Bio draufsteht, ist bei Wildwuchs in der 20-hl-Brauanlage auch 100 Prozent Bio drin. Bio-zertifizierte Rohstoffe und Nachhaltigkeit in der Produktion sind hier das A und O – gepaart mit dem Handwerk, klassische und moderne Bierstile auch unkonventionell zu brauen. Und das kommt gut an. Aktuell rangieren als Lieblingsbiere der Kunden ganz oben das fruchtig-herbe Fastmoker Pils, gebraut mit Tettnanger Hopfen, und das Broid, ein fruchtiges, samtiges NEIPA. Das Besondere an diesem Bier: Eingemaischt wird nicht-verkauftes Bio-Brot – ein Statement gegen die Lebensmittelverschwendung. Wer die Biere probieren möchte, kann das direkt im gemütlichen Schankraum oder Biergarten der Brauerei machen.

 

Bunthaus, von klassisch bis ziemlich frei interpretiert

 

Beheimatet auf der Elbinsel Wilhelmsburg ist seit 2016 auch die Bunthaus Brauerei mit der am idyllischsten gelegenen Brauerei der ganzen Stadt – an der Bunthäuser Spitze direkt an der Elbe. Jens Hinrichs – einst Hobbybrauer, heute Brauprofi – hat sich mit seinen Bieren nicht nur in Hamburg einen Namen gemacht. Klassiker der Bunthaus Brauerei: das hopfengestopfte Pils mit einer ordentlichen Hopfen-Ladung. Während das Pils bei Nachbar Fiete gebraut wird, stammen die anderen Biere aus dem kleinen Sudhaus mit einer 2- und einer 5-hl-Brauanlage von Polsinelli und Sudhausbau GmbH. Die anderen Biere sind vor allen Dingen hopfenbetonte Biere, aber auch Sauerbiere wie etwa die Gose Morning Vietnam – eine Gose-Interpretation gebraut mit Zitronengras und Fischsauce. Klingt sehr frei interpretiert, ist aber gerade im Sommer absolut empfehlenswert. Wer sich davon überzeugen möchte, besucht den Schankraum der Brauerei. Er liegt ein paar Kilometer entfernt im Verdüsungsgebäude des ehemaligen Wasserwerks im Wilhelmsburger Inselpark.

 

Vor den Toren der Stadt: Hamburger Terroir und Farmhouse-Flair

 

Zurück durch den Alten Elbtunnel lohnt sich in der Neustadt ein Abstecher in die Bar Oorlam, den Ausschank der Brauerei Buddelship und des Filosoof Jenevers. Die beiden Menschen hinter diesen Marken verwirklichen sich gerade einen Lebenstraum. Simon Siemsglüß und Nienke Oostra haben der Großstadt den Rücken zugekehrt und einen alten Hof samt Land im Ort Thebüe gekauft – vor den Toren der Stadt. Hier entsteht derzeit die Lost Horizon Brewery & Distillery. Die Streuobstwiese mit Äpfeln, Birnen, Quitten und Sauerkirschen ist bereits angelegt, die 10-hl-Brauanlage und die Brennerei sind aufs Land umgezogen, in der Scheune wartet ein Kühlschiff auf den Einsatz. Die Idee hinter der Lost Horizon Brewery & Distillery: Biere und Genever mit Rohstoffen aus dem eigenen Terroir. Wir können gespannt sein auf im Kühlschiff wild vergorene, im Holzfass gereifte Lost Horizon Biere. Für alle Buddelship-Fans: Simon braut auch unter diesem Namen weiter, setzt hier auf modern interpretierte, untergärige deutsche Bierstile.

 
Brew Pub der ÜberQuell Brauerei mit Sudkesseln im Hintergrund Im Brew Pub der ÜberQuell Brauerei blitzen dem Besucher die Sudkessel entgegen 

Mathematiker als kreativer Quereinsteiger

 

Ein weiterer Beweis dafür, dass Quereinsteiger aus der Craft Beer-Szene nicht wegzudenken sind, ist das Brew Pub Malto in Altona. Kreativer Kopf hinter den Bieren ist der Italiener und Mathematiker Francesco Ludovici, der sich mit seinem Brew Pub und den intuitiv gebrauten Bieren in die Herzen der Hamburger Bierliebhaber gebraut hat. Auch hier steht derzeit alles im Zeichen des Neustarts: Liefen die meist obergärigen Biere bisher unter dem Namen Birrificio Shanghait, steckt ab jetzt Malto drin. Das Brew Pub wurde komplett umgebaut und saniert, sodass eine Küche und in Kürze auch eine 80-l-Brauanlage Platz finden. Bis dahin braut Francesco seine Sude im Brauhaus Binkert nahe Bamberg – und auch die beliebten Collabs mit Blech Brut werden fortgesetzt.

 

Klassische und moderne Bierstile auf Landgang

 

Im benachbarten Stadtteil Bahrenfeld hat die Landgang Brauerei in einer ehemaligen Druckereihalle 2015 ihren Anker geworfen. In erster Reihe an den Braukesseln des 30-hl-Sudhauses von Rabek Engineering steht Mit-Gründer und Brauer Sascha Bruns und braut klassische und moderne Bierstile. Und das kommt gut an, denn die Biere der Brauerei sind aus den Regalen der Hamburger Supermärkte kaum wegzudenken. Beliebteste Biere der Kunden: ganz klassisch norddeutsch das Pils, das mehrfach prämierte IPA Amerikanischer Traum und das alkoholfreie Pale Ale namens Der Kapitän – zu probieren auch im hauseigenen Taproom.

 

Auf ein Ratsherrn im Alten Mädchen

 

Nicht fehlen darf ein Stopp bei der Ratsherrn Brauerei: Die größte inhabergeführte Brauerei der Stadt hat mittendrin im angesagten Schanzenviertel in den denkmalgeschützten Schanzenhöfen ihr Zuhause. Für viele Hamburger und Hamburgerinnen ist das Bier der beliebten Brauerei – und das Lokal Altes Mädchen – der allererste Berührungspunkt mit Bierstilen fernab vom norddeutschen Pils. Neben den großen Brauanlagen verfügt Ratsherrn übrigens über eine hauseigene Mikrobrauerei, in der Braumeister Ian Pyle Sude entwickelt, die in den Ausschank und Verkauf gehen.

Im Grindelviertel nahe der Universität zapfen Chris Newman und Thomas van Doorn in ihrem Brew Pub die Biere ihrer Marke The Baby Goat. Die selbst entwickelten Rezepte brauen sie nicht in Hamburg, sondern größtenteils in einer befreundeten Brauerei in den Niederlanden.

 
Braumeister „Fiete“ bei der Arbeit an den Sudkesseln Braumeister & Biersommelier Friedrich Carl Richard Matthies, genannt Fiete, bei der Arbeit an den Kesseln von Norddeutschlands erster Bio-Brauerei Wildwuchs Brauwerk 

Zwei Engländer an den Braukesseln

 

Weiter geht es in den Osten der Stadt. Hier mitten im Wohnviertel haben der gebürtige Engländer Nikhil Jane und seine Lebensgefährtin Nicole Rensch in einem weiß getünchten Hinterhof 2015 ihre kleine Brauerei, die Circle 8 Brewery, eröffnet, die sich nicht nur zu einem beliebten Nachbarschaftstreff entwickelt hat, sondern auch die Hamburger Craft Beer Fans in den Stadtteil im Westen zieht. Ihre Biere beschreiben sie selbst als einen Mix aus modernem Craft Beer und traditionellen Bierstilen. Und zur großen Freude vieler Hamburger Fans kehrte der Brite Ian Faulkner mit seiner einst in St. Pauli als Hobbybrauer gegründeten Simian Ales Brauerei nach einem Zwischenstopp in Elmshorn zurück in die Stadt – und zwar in die Mauern der Circle 8 Brewery. Seit November 2021 ist der Brauer mit dem Händchen für (nicht nur) britische Bierstile samt Brewiks 500-l-Brauanlage und Dosenabfüllung dort eingezogen. Beide Brauereien brauen dann unter einem Dach mit gemeinsam genutzten Anlagen und Taproom und locken so mit geballter britischer Braukraft in den Osten Hamburgs.

 

Hanseatischer Hot-Spot für Craft Beer-Liebhaber

 

Hamburgs Craft Beer-Fans können sich glücklich schätzen mit einer enorm vielfältigen Brau-Szene, die sich über das ganze Stadtgebiet verteilt und dabei familiär zusammenhält. Auch ein Klönschnack mit dem hinter den Zapfhähnen stehenden Brauer ist in Hamburg keine Seltenheit. Ergänzt werden können die oben genannten Brauereien noch durch Gasthausbrauereien (Weizenbiertrinkern sei das Blockbräu empfohlen) und angesagte internationale Brauereien mit Brew Pub in Hamburg. Allem hanseatischen Understatement zum Trotz lässt sich sagen: Unsere Stadt hat sich zum Hotspot für Craft Beer-Liebhaber entwickelt – und zwar ganz gleich ob Neueinsteiger, Genießer oder Geek.

 
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