Nachricht schreiben an

Du hast keinen Betreff angegeben, möchtest Du die Nachricht ohne Betreff versenden?
Bitte verwende in Deiner Nachricht weniger als 1000 Zeichen.
Sonderzeichen '<', '>' sind im Betreff und in der Nachricht nicht erlaubt
reCaptcha ist ungültig.
reCaptcha ist aufgrund eines Serverproblems gescheitert.

Deine Nachricht wurde gesendet

Du findest die Nachricht jetzt in Deinem persönlichen Bereich unter „Meine Nachrichten“.

Es ist ein Fehler aufgetreten

Bitte versuche es nochmal.

Termin vereinbaren mit

Damit Sie einen Termin vereinbaren können, wird der Kalender auf dem persönlichen Profil Ihres Ansprechpartners in einem neuen Tab geöffnet.

Vor-Ort-Termin vereinbaren mit

Damit Sie einen Vor-Ort-Termin vereinbaren können, wird die Terminanfrage in einem neuen Tab geöffnet.

Eine Frau trinkt aus einem Kartonbecher mit der Aufschrift „Not Milk“ (Foto: Oatly) Nachhaltigkeit ist für immer mehr Konsumenten ein Kaufargument (Foto: Oatly)
  • Fachbeitrag
  • Vermarktung
  • Europa
  • Alkoholfreie Getränke

Pflanzliche Alternativen – Beyond Milch?

Beim Fleisch hat sich längst ein Bewusstsein dafür durchgesetzt, dass es besser auch ohne Tiere geht. Und im Bereich Milch ist es bald so weit. Was tut sich auf dem Feld der Milchalternativen? Was gibt es hier Neues – neben dem ollen Sojadrink?

Milchalternativen auf dem Vormarsch

 

Zumindest regional ist der Tipping Point erreicht. Neulich in einem Berliner Co-Workingspace: Der Barista lehnt sich über den Tresen und fragt die Kundin mit ehrlicher Verwunderung: „Warum nimmst du eigentlich noch Kuhmilch in deinen Cappuccino?“ Dabei gibt es doch längst zahlreiche Alternativen, allein bei ihm stehen Mandel-, Soja- oder Erbsendrink zur Auswahl. Und im Supermarkt zwei Straßen weiter muss man lange nach der H-Milch suchen, weil sie im überbunten Regal der milchartigen Getränke den kleinsten Platz ganz unten einnimmt.

Sicherlich: Berlin ist nicht Höxter, Landsberg am Lech oder Villingen-Schwennigen. Aber allzu oft passiert hier nur früher, was dort bald auch passiert. Und überhaupt ist Berlin ja auch nicht San Francisco oder London, und hier passiert später, was da schon längst geschehen ist.

Will also sagen: Die Nachfrage nach Getränken, die Kuhmilch ersetzen können, steigt. Weltweit und seit einiger Zeit ziemlich rapide. Der Tipping Point eben. Zeit, diesen Getränketrend genauer unter die Lupe zu nehmen.

 
Ein Glas mit einem aus Pflanzen produzierten Milch-Getränk, eine Frau hält einen Papierstrohhalm im Glas (Foto: Oatly) Der Markt für aus Pflanzen produzierte Getränke verzeichnet zweistelliges Wachstum (Foto: Oatly)

Fakten und Zahlen

 

Um eine lokale Beobachtung mit eigenen Zahlen zu untermauern: Jeder zehnte in Deutschland konsumierte Liter „Milch“ (zum komplizierten Thema der korrekten Bezeichnung später) stammt inzwischen aus Ersatzprodukten. Im Bio-Bereich ist der Anteil der aus Pflanzen produzierten Drinks sogar deutlich höher. Und dieser Markt wächst stetig. Überall. Das Marktforschungsinstitut Innova beobachtet, dass im Jahr 2018 weltweit 16,3 Milliarden US-Dollar mit Pflanzenmilch umgesetzt wurden.

Im Vergleich: 2010 waren es noch 7,4 Milliarden. Die Absatzmärkte wachsen um circa zwölf Prozent pro Jahr. Die ING Bank hat sich in einer Studie den Markt der EU plus Großbritannien angeschaut und prognostiziert Einnahmen von fünf Milliarden Euro im Jahr 2025. Aktuell liegen wir bei etwa 3,4 Milliarden.

Dieses Wachstum geht zu Lasten der Erzeuger konventioneller Milch. Hier ist ein Umsatzrückgang messbar. Der Pro-Kopf-Verbrauch von Konsummilch (dazu gehört Vollmilch, teilentrahmte und entrahmte Milch sowie sonstige Konsummilch einschließlich Vorzugsmilch) lag laut der Statistik der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung im Jahr 2020 bei 49,9 kg. Zahlen des Milchindustrie-Verbandes aus 2014 belaufen sich hingegen auf 56,3 kg.

 
Ein Barrista gießt einen Milchdrink in einen Kaffeebecher mit der Aufschrift „It’s so fibrelicious“ (Foto: Oatly) Jeder Dritte greift statt zur Kuhmilch gelegentlich zur Milch aus der Pflanze (Foto: Oatly)

Wer sind die Player?

 

Das zieht natürlich neue wie alte, große und kleine Player an, und das Feld der Anbieter pflanzenbasierter Getränke wächst stetig. Start-Ups wie etwa die Berliner Erbsenmilch-Macher Vly ziehen Millionen-Investments an Land (Rocket Internet hat sich für einen siebenstelligen Betrag beteiligt), globale Konzerne wie Danone sichern sich über strategische Zukäufe wie etwa die der Marken Alpro und Provamel, deutsche Marktführer bei den Milchalternativen, ihre Zukunft. Im Handelsblatt sagte der Danone-Deutschlandchef Richard Trechman: „Jedes fünfte Danone-Produkt in Deutschland wird bis 2025 pflanzlich sein.“ Dazu wird das Werk in Ochsenfurt bei Würzburg umgebaut.

Auch Ehrmann, Müller Milch und Dr. Oetker testen derzeit vegane Milchprodukte wie Schnittkäse oder Pudding. Rewe und Aldi haben White-Label Produkte im Milchalternativenregal stehen, und selbst die Molkerei Schwarzwaldmilch brachte mit der Black Forest Nature GmbH einen Bio-Haferdrink namens Velike auf den Markt.

Der Trend ist also eindeutig: Das Verhältnis der Kunden zu Milchalternativen hat sich nachhaltig verändert. Früher entschieden sich einige wenige dafür, weil das Original für sie nicht möglich ist, vornehmlich wegen einer Allergie oder Unverträglichkeit. Die Alternative war damit also immer genau das: die Lösung für ein Problem, die Option B, wenn A nicht geht.

Und genau das hat sich jetzt geändert: Der Großteil der Kunden von heute kauft mit voller Absicht die Milchalternative. Für ihn ist genau das die Option A, das ist, was er will und wählt, auch wenn andere Produkte für ihn möglich wären. Die wollen das echt!

 

Was sind die Gründe?

 

Und das aus unterschiedlichen Gründen. Nummer Eins freilich ist die generelle Entscheidung für einen veganen Lebensstil. Keine tierischen Produkte kommen mittlerweile bei rund 1,5 Prozent der Deutschen auf den Teller. Doch noch viel, viel mehr Menschen – und hier kann es keine fixen Zahlen geben, ergibt sich aus der Natur der Sache – gelten allerdings als Flexitarier, sprich, verzichten immer öfter mal und entscheiden sich situativ für die vegane Variante. Mutmaßlich geht es 30 Prozent der Deutschen so. 30 Prozent, die statt der Kuhmilch auch mal die aus Pflanze nehmen.

Ausschlaggebend sind hier meist zwei Faktoren: Zum einen das Bewusstsein für Tierwohl, Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Wenngleich Studien zu unterschiedlich deutlichen Ergebnissen kommen und der Teufel oft im Detail steckt (aus welcher Pflanze wird der Milchdrink gemacht – oder noch genauer, wie und wo wurde diese Pflanze angebaut?), lässt sich doch sagen, dass die Alternativen oft eine bessere Ökobilanz haben als tierische Milch. Bei der Produktion eines Liters Hafermilch etwa entstehen 80 Prozent weniger CO2. Auch in Sachen Energie- und Flächenverbrauch ist die Alternative besser.

Zum anderen sehen viele Kunden Vorteile der Milchalternative in Bezug auf ihre Gesundheit. Auch dazu gibt es Untersuchungen, die das belegen (weniger Fett, Cholesterin und Kalorien, keine Wachstumshormone, Pestizide oder Antibiotika), ebenso wie jene, die das nicht tun. Dort wird dann vor allem auf die wichtigen Proteine, B-Vitamine und das Calcium in Kuhmilch verwiesen. 

 
Gläser mit verschiedenen Nüssen und Getreiden, die sich zur Herstellung von Milchlternativen anbieten, z.B. Mandeln, Hafer, Kürbiskerne, Buchweizen (Foto: Maddi Brazzocco on Unsplash) Getreide und Nüsse bieten sich als Alternativen für Milch an, wobei man hier die Nachhaltigkeit der Produktion genauer betrachten muss (Foto: Maddi Brazzocco on Unsplash)

Welche Alternativen gibt es?

 

Hafer: Neben Soja nehmen Milchdrinks aus Hafer den größten Raum ein. Sie sind geschmacklich eher neutral und gut zur Verarbeitung geeignet, lassen sich problemlos aufschäumen oder können beim Kochen und Backen eingesetzt werden. Primus hier ist das schwedische Unternehmen Oatly, das seit diesem Jahr exklusiv mehr als 15.000 Starbucks-Filialen in den USA mit Hafergetränken beliefert und aktuell seinen Börsengang vorbereitet. Dabei dreht es sich laut Medienberichten um eine Bewertung von zehn Milliarden Dollar.

Reis: Reisdrinks sind zwar eher wässrig und angenehm geschmacksneutral, bieten allerdings kaum positive Nährwerte. Es fehlt an Proteinen. Und in der Verarbeitung sind pure Reisdrinks eher schwierig, weshalb hier oft Kombinationen angeboten werden (Reis-Hafer-Drinks, Reis-Mandel-Drinks).

Andere Getreide: Darüber hinaus finden sich vor allem im Biofachhandel und in den Reformhäusern auch Drinks aus Dinkel, Quinoa, Hirse, Buchweizen, Amaranth – alle mit unterschiedlich deutlichen Geschmacksfärbungen.

Mandel: Mandelmilch ist in ihrer Beliebtheit nahe am Hafer. Sie hat oft einen angenehm marzipanartigen Geschmack – allerdings große Mankos in Sachen Ökobilanz. Beim Anbau wird immens viel Wasser gebraucht (noch dazu in zunehmend wasserarmen Regionen, 80 Prozent der weltweit verarbeiteten Mandeln stammen aus Kalifornien).

Andere Nüsse: Drinks aus Cashew, Pistazien, Kokosnuss, Haselnuss und Macadamia gesellen sich auch immer mehr in die Regale, jeder mit seinen Vor- und Nachteilen. Oft sind sie schlicht recht teuer, manchmal nicht besonders nachhaltig (es gibt keine europäischen Cashew- und Kokosnussproduktionen, die Transportwege sind damit immer lang usw.).

Lupine: Die Hülsenfrüchte haben einen hohen Eiweißgehalt – großes Plus! Dazu viele Ballaststoffe und wenig Fett. Bei regionalem Anbau mit geringem Wasserverbrauch gewinnt die Alternative weiter Punkte. Als deutsche Anbieter ist das Unternehmen Prolupin mit der Marke Made with Luv mit Joghurt, Eis und Lupinendrinks am Start.

Erbse: Die Erbse löst das Protein-Problem, das mit veganer Ernährung oftmals einhergeht. Marktbereiter hier ist das Berliner Startup Vly mit unterschiedlichen Versionen seiner Erbsenmilch.

Soja: Sojadrinks waren die ersten Milchalternativen auf dem deutschen Markt, sind immer noch die Nummer Eins, haben allerdings bei zunehmender Konkurrenz etwas an Beliebtheit eingebüßt. Hier ist ihre schlechte Ökobilanz sicherlich ein Thema – wobei man hier genau hinschauen müsste. Industriell angebauter Soja schadet dem Klima sicherlich, regional und ökologisch erzeugter eher nicht.

 
Eine Person taucht ein Biskuit in ein Glas mit einem Getränk aus Milchalternative (Foto: Oatly) Bei der Entwicklung der Milchalternativen stehen wir noch am Anfang (Foto: Oatly)

Wie wird’s gemacht?

 

Die Grundsätze der Produktion von Milchalternativen sind bei allen Rohstoffen weitgehend gleich. Pflanzliche Inhaltsstoffe werden mit Wasser vermaischt und nass vermahlen. Danach trennt eine Zentrifuge Flüssigkeit und Pflanzenfasern. Meist wird dann Pflanzenöl hinzugefügt, erhitzt und abgefüllt.

 

Wie darf’s in den Handel?

 

Das Thema der Deklaration von Milchalternativen ist etwas heikel. Klar ist: Laut einer EU-Verordnung dürfen die Pflanzendrinks nicht als Milch bezeichnet werden. Milch ist nur, was tierischen Ursprungs ist. Selbst Verweise darauf könnten bald verboten werden. Gängig ist deshalb das Anhängsel „-drink“. Haferdrink, Mandeldrink, Sojadrink.

 

What’s next?

 

Man muss kein Prophet sein, um so weit nach vorne zu blicken und sehen zu können, dass pflanzliche Milchalternativen noch nicht am Ende ihrer Entwicklung angekommen sind. Ähnlich den Bemühungen, Fleisch aus tierischen Muskelzellen zu züchten (Stichwort „cultured meat“), gibt es bereits Unternehmen, die so Milch und Molkereierzeugnisse machen wollen. Das US-amerikanische Start-Up Perfect Day etwa produziert bereits Milch aus Hefe, Rinder-DNA und Pflanzennährstoffen.

 
close

Diese Inhalte oder Funktionen stehen der myBeviale.com Community zur Verfügung. 
Bitte registriere Dich oder melde Dich mit Deinen Login-Daten an.