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Energetische Transformation in der Braubranche

Zu Beginn einer energetischen Transformation steht eine Vision. Zum Beispiel das Erreichen einer bestimmten prozentualen Kohlendioxid-Reduktion oder die Kohlendioxid-neutrale Produktion innerhalb eines bestimmten Zeitraums. Viel konkreter geht es am Anfang nicht. Finale Aussagen zur Umsetzbarkeit einzelner Maßnahmen ergeben sich erst im Laufe eines solchen Langzeitprojektes. Zu viele Einflussfaktoren spielen eine Rolle. Anschließend gilt es, einen Projektplan mit einzelnen Projektphasen zu erstellen und Meilensteine zu definieren. Anhaltspunkte zur systematischen energetischen Bestandsaufnahme, Erstellung von Kohlendioxid-Bilanzen und Ermittlung von Effizienzpotentialen werden im Folgenden erläutert.

CO2-Neutralität erreichen

 

Als Basis und Ausgangspunkt dient in der Regel der Ist-Zustand des Betriebes. Um diesen zu ermitteln, spielen Kennzahlen eine entscheidende Rolle. In Brauereien können dies z. B. produzierte Hektoliter Verkaufsbier sein, in Mälzereien entsprechend z. B. produzierte Tonnen Fertigmalz. Bildet man im Bereich Energie diese spezifischen Verbrauchswerte nun in regelmäßigen zeitlichen Abständen (Mindestzeitraum ein Jahr), etwa für den Gesamtbetrieb und zusätzlich für verschiedene Produktionsabteilungen oder gar einzelne Maschinen, so kann ein betriebsinterner Vergleich über einen sehr langen Zeitraum aufgebaut und die eigene Entwicklung nachverfolgt werden.

 

Einordnung innerhalb der Branche

 

Noch sinnvoller kann es sein, sich mit anderen Betrieben derselben Branche und ähnlicher Größenordnung zu vergleichen. Wegen struktureller Unterschiede (eigene Mälzerei, Anteil an Fremdbierabfüllung, AfG-Anteil) sind aber speziell auch in der Braubranche direkte Vergleiche nicht immer problemlos möglich. Für sinnvolle Vergleichbarkeit benötigt man eine gemeinsame Bezugswertbasis, die durchgelaufene Produktmengen für jede Abteilung einzeln bewertet und betriebsunspezifische Verbraucher berücksichtigt. Hier existieren speziell für Brauereien durchaus geeignete und aussagekräftige Benchmarks.


Mann blickt auf Tablet mit Diagrammen Bei der Betrachtung von betrieblichen Kennzahlen muss man sich über die Aussagekraft im Klaren sein: Absolute Zahlen liefern nur eine unscharfe Richtung; aussagekräftiger sind spezifische Kennzahlen, die sich auf bestimmte Größen beziehen, wie z.B. kWh Strom pro hl Verkaufsbier

Verbesserungspotentiale erkennen

 

Nach Feststellung des Ist-Zustandes und bestenfalls der eigenen Einordnung im Vergleich zur Branche, kann dann auf einen Blick erkannt werden, in welchen Bereichen (Wärme, Strom, Wasser), in welchen Abteilungen (Sudhaus, Gär-/Lagerkeller, Flaschenabfüllung, etc.) und bei welchen Utilities (Kälte, Druckluft) größere Verbesserungspotentiale vorhanden sind.

 

CO2-Bilanzierung

 

Nach Ermittlung des energetischen Ist-Zustandes kann, aufbauend auf diese Datengrundlage, der eigene Carbon Footprint (CF) ermittelt werden. Bei einem CO2-Fußabdruck muss zuerst der Umfang bestimmt werden. Es erfolgt eine Einteilung der Kategorien in drei unterschiedliche Scopes. Zumindest die ersten beiden Scopes sollten definitiv in die Betrachtung mit einbezogen werden. Dort sind alle Emissionen enthalten, die im Unternehmen selbst entstehen (Scope 1) bzw. Emissionen, die indirekt durch Energielieferanten freigesetzt werden (Scope 2).

Scope 3 umfasst alle weiteren Emissionen klimaschädlicher Gase in der vor- und nachgelagerten Lieferkette.

Der CO2-Footprint kann dann als allgemeiner Kohlendioxidausstoß in Tonnen ermittelt werden oder als Product Carbon Footprint, in dem die Emissionen wieder in das Verhältnis zu einem Bezugswert gesetzt werden, im konkreten Fall dann auf ein einzelnes Produkt oder die gesamte Produktionsmenge (z. B kg CO2/hl VB).

 

Konkrete Potentialermittlung



Als nächstes geht es daran die konkreten Einsparpotentiale zu ermitteln. Das Einsparen von Energie stellt den ersten Schritt auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion dar. Je weniger fossile Energie am Ende durch regenerative Energien ersetzt werden muss, desto leichter fällt schlussendlich auch die vollständige Transformation. Es bietet sich eine systematische Bestandsaufnahme aller Abteilungen an, um sich einen ersten visuellen Eindruck zu verschaffen (Malzannahme, Sudhaus, Gär- und Lagerkeller, etc.). Am besten durch einen externen Berater, denn jahrzehntelange Betriebszugehörigkeit von Fachpersonal bedeutet neben großem Know-how oftmals auch ein gewisses Maß an „Betriebsblindheit“. Außerdem führen ein freier Blick und die Erfahrungen aus vielen, auch branchenübergreifenden Beratungen zusammen mit dem betriebsinternen Detailwissen in der Regel immer zu Synergieeffekten.

Ergebnisse solcher Ermittlungen von Einsparpotentialen können z.B. Installation effizienterer Motoren oder energetische Optimierung des Warmwasserhaushaltes im Gesamtbetrieb sein.


Strukturelle Maßnahmen



Neben Einsparmaßnahmen gilt es im Zuge der Transformation aber auch gegebene Strukturen so anzupassen, dass der dann folgende Umstieg auf erneuerbare Energien leichter gelingt. Hierfür existiert keine Standardlösung, es muss immer eine individuelle Betrachtung durchgeführt werden. Die größte Herausforderung besteht zukünftig sicherlich darin, die fast ausschließlich fossil erzeugte Prozesswärme (Dampf, Hochdruckheißwasser) zu substituieren. Ein Ansatz bei der Wärmeerzeugung und -verteilung könnte sein, Nieder- und Hochtemperaturverbraucher zu entkoppeln und den Bedarf an Dampf- oder Hochdruckheißwasser auf ein unvermeidbares Minimum zu reduzieren. Niedertemperaturverbraucher könnten dann aus geeigneten Wärmequellen (Abwärme, Umgebungswärme) auf niedrigerem Temperaturniveau mittels Wärmepumpen versorgt werden. Man spricht dann von Sektorenkopplung, weil hier Wärmebedarf durch Strom ersetzt wird. Natürlich sollte der dazu benötigte Strom aus regenerativen Quellen stammen.

Schematischer Überblick über die Herstellung und Verwendung von Wasserstoff aus regenerativen Energien Die Erzeugung von grünem Wasserstoff und dessen Einspeisung in das Erdgasnetz z.B. aus Überschuss-Photovoltaik wird zukünftig ein sinnvolles Konzept darstellen

Umstieg auf erneuerbare Energien

 

Im finalen Schritt kann dann der Umstieg auf regenerative Energien erfolgen. Natürlich kann dies auch schon parallel vorangetrieben werden. Diverse Fördermöglichkeiten, sowohl für Effizienzmaßnahmen als auch für den Umstieg auf regenerative Energien oder für die Erstellung von Transformationskonzepten, sollten dabei von den Unternehmen stets im Auge behalten werden.
Auch die Entwicklung neuer Technologien ist im Auge zu behalten, Beispiel Wasserstoff. Die allgemein vorangetriebene Elektrifizierung aller Sektoren lässt zukünftig eine erhöhte Produktion von H2 erwarten. Dieses kann dann zu einem gewissen Prozentsatz dem bestehenden Erdgasnetz beigemischt oder alternativ mit CO2 zu grünem Methan karbonisiert werden. Wann dieses Szenario allerdings Realität wird bzw. flächendeckend zur Nutzung bereitsteht, kann heute abschließend noch niemand genau sagen.

 

Betriebliche Eigenstromerzeugung

 

Eine zentrale Rolle wird in den kommenden Jahren die betriebliche Eigenstromerzeugung einnehmen. Am wirtschaftlichsten lässt sich diese derzeit mittels Photovoltaik darstellen. Der erzeugte Eigenstrom kann einen Teil des bezogenen Fremdstroms ersetzen, und, falls genug Überschussstrom vorhanden ist, auf andere Weise sinnvoll genutzt werden. Sinnvolle Speicherkonzepte werden dafür von entscheidender Bedeutung sein. Neben der Umwandlung von grünem Strom in Wasserstoff können auch Warmwasserbehälter elektrisch beheizt oder die Energie in Form von Feststoffspeichern (z. B. Stahl) gespeichert werden. Andere Ansätze wie Hybridkessel, die elektrisch beheizt und zusätzlich mit Wasserstofffeuerung ausgestattet sind, stellen ebenfalls vielversprechende Technologien dar.

Es gilt, die individuellen betrieblichen Voraussetzungen optimal mit den technischen (und zum Teil örtlichen) Möglichkeiten zu kombinieren, um so die bestmögliche Lösung zu finden. Letztlich geht es um ein abgestimmtes Gesamtkonzept mit optimalem Zusammenspiel verschiedener Technologien und Bereiche.


Anlage mit Solarpanels aus der Vogelperspektive Auf die flächendeckende Versorgung mit grünem Strom wird man sich auf absehbare Zeit nicht verlassen können

Fazit

 

Die energetische Transformation, ausgehend vom Status Quo, hin zu einer klimafreundlichen – besser: klimaneutralen – Produktion, stellt für die Brau- und Malzbranche die wohl größte Herausforderung der kommenden zwanzig bis dreißig Jahre dar. Entscheidend ist für jeden Betrieb, einen Leitfaden zu entwickeln, wie dieser Weg am besten beschritten werden kann. Die Thematik ist extrem vielschichtig, sodass eine Zusammenarbeit mit externen Experten anzuraten ist.

Sich rein auf die zukünftige flächendeckende Versorgung mit grünem Strom und grünem Erdgas zu verlassen, wird nicht funktionieren. Jedes einzelne Unternehmen ist gefragt, zeitnah die energetische Eigenversorgung voranzutreiben. Gerne kann dieser Artikel bzw. dieses Fazit auch als Aufruf zum aktiven Mitwirken verstanden werden. Die Energiewende wird nur gelingen, wenn sich jeder daran beteiligt.


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