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Leergut auf einem Transportband Nicht nur Individualflaschen und steigender Aufwand bei der Sortierung, sondern dazu der schiere Mangel an Leergut stellt die Brauereien alle Jahre wieder vor besondere Herausforderungen
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Leergutknappheit: Alle Jahre wieder

Die Brauer haben sich auf den letzten Sommer gut vorbereitet – frisches Bier war in den Tanks, motivierte Mitarbeiter am Füller. Nur ein entscheidendes Detail fehlte wieder einmal: die Flaschen. Das Leergut war auch im Sommer 2021 knapp. Wie es mittelständischen Brauereien damit ging und wie es um eine Lösung für dieses wiederkehrende Problem bestellt ist, dazu hörte sich Sylvia Kopp in der Branche um.

Victoria Schubert-Rapp vor ihrer Karg Weißbierbrauerei in Murnau Brauerei-Chefin Victoria Schubert-Rapp vor ihrer Karg Weißbierbrauerei in Murnau 

Mehrweg-Management statt -Mangel

 

„Die letzten Monate waren ein zähes Ringen um Leergut“, sagte Victoria Schubert-Rapp, geschäftsführende Mitinhaberin der Brauerei Karg in Murnau. „Wir hoffen jede Woche wieder, dass wir genug Leergut zum Abfüllen zusammenbekommen.“ Die geografisch überschaubare regionale Distribution der oberbayerischen Weißbierbrauerei ist für den Mehrwegrücklauf normalerweise von Vorteil. Während des Teil-Lockdowns stiegen jedoch die Sudzahlen. „Im Handel haben wir deutlich zugelegt“, so Schubert-Rapp. Irgendwann waren sie dann alle im Umlauf, die Mehrwegflaschen und Kisten. „Zurzeit warten wir auf unseren neuen Leergutzug, er kann jede Woche kommen. Daher haben wir Hoffnung, dass es zumindest in den Wochen danach leichter für uns wird.“

Flaschen und Biergläser mit Schlenkerla Rauchbier vor einem Holzfass Ikone, Souvenir und Exportschlager aus Bamberg: Schlenkerla Rauchbier 

Bei Schlenkerla gehen die Mehrwegflaschen auf Reisen

 

Einer weltweit bekannten Brauerei wie Schlenkerla in Bamberg ist dies leidlich bewusst: „Der Leergutmangel ist bei uns schon seit Jahrzehnten eine Herausforderung“, sagte Inhaber Matthias Trum. Viele Bamberg-Besucher kauften als Erinnerung ein Rauchbier, und diese Flaschen kämen – wenn überhaupt – erst nach Jahren wieder zurück, nämlich beim nächsten Stadtbesuch. „Von daher haben wir schon vor vielen Jahren begonnen, langfristige Kontrakte mit unseren Flaschenlieferanten auszuhandeln, so dass wir immer einen gesicherten Nachschub haben“, so Trum. „Darüber hinaus halten wir immer größere Flaschenmengen in unserem Außenlager vorrätig, um schnell reagieren zu können.“

Genau wie Schubert-Rapp von der Karg Brauerei hält auch Trum am Mehrweg fest: „Einweg beziehungsweise Dose sind eventuell für den Export eine Lösung, da sie dort auch gegenüber dem Mehrweg – das aus dem Ausland ja nicht zurückkommt – ökologisch unproblematisch sind. Für den deutschen Markt sehen wir das auf absehbare Zeit aufgrund mangelnder Kundenakzeptanz nicht.“

 
Andreas Gänstaller bei der Abfüllung am mobilen Dosenfüller Andreas Gänstaller am mobilen Dosenabfüller 

Gänstaller setzt auf die Dose

 

Ganz anders die Gänstaller Braumanufaktur, ebenfalls aus Bamberg: „Die Leergutknappheit ist einer der Gründe, warum wir uns für die Dose entschieden haben“, so Brauereichef Andreas Gänstaller. „Im vergangenen Jahr, als die Gänstaller Braumanufaktur gegründet wurde, hatten wir Probleme, an Flaschen heranzukommen. Wir hatten sogar schon eine Flaschenabfüllmaschine.“ Doch vergebens. Das komplette Gänstaller-Sortiment – insgesamt acht Sorten – wird mittlerweile in Dosen abgefüllt. „Für eine Mikrobrauerei sind die Kosten für die Dose schon nicht ohne“, so Gänstaller.

Da sich die Kunden der Braumanufaktur zum größten Teil im Ausland befinden und die Dose im Hinblick auf Versand und Spedition viel günstiger ausfällt, rechne sich der Aufwand. „Mit allem Drum und Dran sind wir mit der Dose gut aufgestellt“, so Gänstaller – und von Sorgen ums Leergut befreit.

 
Störtebeker Brauerei-Mitarbeiter bestückt eine Palette mit Multipacks Ein neutrales Trägersystem hilft, die Logistik von Einzelflaschen und Multipacks zu managen 

Störtebeker: neutrale Ladungsträger für Multipacks

 

Nach dem Teil-Lockdown ächzte auch die Störtebeker Braumanufaktur, Stralsund, unter dem Nachfragesog: „Der Ansturm der Touristen, vor allem an der Küste, war und ist riesig. Die Nachfrage ist noch einmal sprunghaft angestiegen“, so Marketingleiter Karsten Triebe. „Insbesondere bei der Sortenvielfalt, wie wir sie leben, eine nicht unerhebliche Problemstellung.“ 
Die Herausforderungen gehen die Stralsunder proaktiv an: „Wir bemühen uns“, so Triebe, „vorausschauend für alle Sortimente und Gebinde zu planen und uns bestmöglich aufzustellen.“ Dazu gehöre die Nachbeschaffung von Flaschen und Kisten, ebenso wie der Ausbau der Kapazitäten im gesamten Herstellungsprozess. Aufgrund sich verändernder Haushaltsstrukturen spielten Multipacks auch bei Störtebeker eine immer größere Rolle. „Hier sind wir dank der Nutzung des neutralen Ladungsträgersystems Logipack auch logistisch in der Lage, Kleingebinde in großer Vielfalt national zu distribuieren“, so Triebe.

 

Hoher Sortieraufwand durch Individualflaschen

 

Der hohe Anteil an Individualgebinden bereitet vielen Brauereien wegen der steigenden Sortier- und Logistikaufwände große Sorgen. Ein hausgemachtes Problem? Es sind jedenfalls nicht nur Markenauftritt und Marketing, die Brauer zur Individualflasche greifen lassen. Fehlendes Qualitätsmanagement des Flaschenpools setzt den Mehrweggebinden zu, was für einige Brauereien ein ebenso wichtiger Grund ist, in Individualgebinde zu investieren.

 

Flaschenpool-Initiativen

 

Auch der Bundesverband des Deutschen Getränkefachgroßhandels e.V., Düsseldorf, kritisiert die zunehmende Individualisierung das System schon lange. Dirk Reinsberg, geschäftsführender Vorstand: „Wir fordern, dass sich die Brauwirtschaft darüber Gedanken macht, wie ein Poolmanagement zu organisieren ist, das in anderen Bereichen der Getränkewirtschaft längst existiert.“ Gemeint sind hier die Genossenschaft Deutscher Brunnen (GDB) und der Verband der Deutschen Fruchtsaft-Industrie (VdF).
Reinsberg begrüßt die neuerlichen Initiativen, die nahezu zeitgleich Ende 2020 auf den Plan traten: zum einen die von Bitburger, Krombacher, Radeberger und Warsteiner gegründete „Gesellschaft für Mehrweg-Management“ (GeMeMa) und der „MPB Mehrwegpool der Brauwirtschaft“, einer vom Bayerischen Brauerbund, dem Brauereiverband NRW und der Sozietät Norddeutscher Brauereiverbände initiierten Genossenschaft. Der GFGH-Bundesverband halte beide Ansätze für realisierbar. „Wir hätten uns jedoch ein Zusammenwirken aller Brauer gewünscht und warnen vor zwei miteinander konkurrierenden Systemen“, so Reinsberg. „Das löst nicht die bestehenden Herausforderungen zur Revitalisierung und zum Ausbau des Getränke-Mehrwegsystems.“

 

GeMeMa und MPB zusammen? Schwierig

 

Die Aussicht auf eine einheitliche Lösung hat sich indes verdunkelt. Zum aktuellen Zeitpunkt sind die Gespräche zwischen der GeMeMa und der MPB über eine Zusammenführung beider Gesellschaften und ein gemeinsames Poolsystem gescheitert. Das lag wohl vor allem an der Frage der Gesellschaftsform (GeMeMa: Kommanditgesellschaft vs MPB: Genossenschaft) und der rechtlichen Gestaltung der in Verkehr zu bringenden Gebinde (GeMeMa: ohne vs. MPB: mit Eigentumskennzeichnung).
Nach gründlicher Abwägung empfohlen die Privaten Brauer ihren Mitgliedsbetrieben den Beitritt zur GeMeMa (Juli 2021), weil diese in ihrem Vertragswerk einige für mittelständische Brauer wichtige Punkte aufgegriffen habe.

 

Wie geht es weiter?

 

Die Vertragswerke sind komplex. Beide Ansätze sind realisierbar – eine Einschätzung, die beide Gesellschaften teilen. Ein Nebeneinander der Systeme scheint jedoch keine produktive Lösung.
Alles sieht nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen aus, bei dem letztendlich die Brauer entscheiden, wie ein deutschlandweit einheitliches Poolsystem geführt und gestaltet sein soll. Es bleibt spannend.

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