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Die Zeiten, in denen zum Biertrinken immer ein Schwipps gehörte, sind endgültig vorbei. Alkoholfreie Biere erobern die Gastronomie. Im Januar 2020 eröffnete die Brauerei Brewdog in London eine komplett alkoholfreie Bar. Mit 15 alkoholfreien Bieren vom Hahn, dazu alkoholfreie Spirituosen. Eine Schnapsidee? Vielleicht schon. Aber eine erfolgreiche. Der Umsatz geht, so die Betreiber, durch die Decke.
Wir haben mit Marcus Thieme, CEO von Brewdog Deutschland, über alkoholfreie Gastronomie gesprochen, warum die Menschen heutzutage selbst beim Ausgehen oft bewusst auf Alkohol verzichten und wieso alkoholfreies Bier auch im Café gut aufgehoben ist.
Herr Thieme, wer geht eigentlich in eine Bar, obwohl er dort keinen Alkohol bekommt?
Marcus Thieme: In Großbritannien ist die Zielgruppe gerade im Januar riesig. Denn dort schwören besonders viele Menschen auf den „Dry January“, also den trockenen – sprich alkoholfreien – Januar. Eine Art Gegenbewegung zur Völlerei über die Feiertage, wo ja doch vielleicht das ein oder andere Bier zu viel getrunken worden ist. Das merkt man als Brauerei auch ganz deutlich im Absatz.
Sozusagen. Wir haben in dieser Bar hoch zweistellig mehr Umsatz gemacht als im Januar des vergangenen Jahres, als dort noch unsere Craft-Bier-Bar Draft House beheimatet war. Aber wirklich verwundert hat mich das nicht. Man sieht ja inzwischen in Deutschland und auch in unseren Nachbarländern, dass die alkoholfreien Segmente wachsen.
Woran liegt das Ihrer Meinung nach?
Ich würde sagen, das Ausgehverhalten der Leute hat sich grundlegend geändert. Früher war Donnerstagabend der Beginn des Wochenendes, heute findest du in mittleren Städten keine Bar mehr, die Donnerstag geöffnet hat. Die Menschen gehen also schonmal generell seltener weg. Und wenn sie dann mal in einer Bar sind, dann haben sie Angst davor, einen Schnaps zu viel zu trinken. Sicherlich auch weil von jeder peinlichen Aktion gleich Fotos in den sozialen Medien landen könnten. Das war vor 20 Jahren nicht so.
Spielt auch das Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher eine Rolle?
Auf jeden Fall. Wir haben früher Saurer Apfel und Pfirsichschnaps getrunken. Heute lesen die Leute auf dem Label, wie viel Zucker da drin steckt und stellen die Flasche gleich wieder ins Regal zurück.
Das ist die große Frage. Viele mögen einfach den Geschmack von Bier auf der Zunge. Bei manchen alkoholfreien Bieren braucht man aber eine gewisse Vorstellungskraft, dass das auch wirklich Bier ist. Das geht dann nicht lange gut, ein schlechtes Produkt kann man nicht verkaufen, auch wenn es dem Alkoholfrei-Hype entspricht.
Lange Zeit bekam ich als Kunde nur alkoholfreies Weißbier oder Helles.
Richtig, aber inzwischen gibt es wahnsinnig viele sehr gute alkoholfreie Biere. Brewdog hat neben dem allseits bekannten Pale Ale Nanny State inzwischen auch die alkoholfreien IPAs Punk AF und Hazy AF aufgelegt, die Sauerbiere Raspberry Blitz und Faux Fox sowie das Stout Wake up Call. Jeder Stil und jede Geschmacksrichtung sind vertreten. Solche Biere müssen sich in Bars auch nicht mehr verstecken.
Die Bar ist doch das natürliche Habitat des Bieres. Wo soll das Alkoholfreie außerdem noch verkauft werden?
Das Coffee Stout könnte ich mir zum Beispiel gut in einem Café vorstellen, schließlich sind in jeder Flasche etwa so viel Koffein wie in zwei Shots Espresso. Unsere Vision ist, dass jemand morgens auf dem Weg zur Arbeit ein alkoholfreies Coffee Stout trinkt – und dass das dann ganz normal ist. Im Supermarkt müssen die alkoholfreien Biere auch nicht ins Bierregal verbannt werden, wo man als Nicht-Trinker vielleicht gar nicht vorbeigeht.