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Jurorinnen und Juroren verkosten verschiedene Biere Die Braumeister und Braumeisterinnen, Fachjournalisten, Bierhändler, Beerkeeper und Biersommeliers hatten gut zu tun (Foto: Volker Martin, Private Brauereien Bayern)
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European Beer Star: Familientreffen mit hohem Arbeitspensum

Eine Verkostung von 2036 Bieren in 70 Kategorien durch 74 Jurymitglieder in nur drei Tagen – und das auch noch in Zeiten von Corona? Geht nicht? Ging doch! Zumindest vom 8. bis 10. Oktober 2020 bei der Jury-Verkostung des European Beer Star in Gräfelfing. Voraussetzung waren das durchdachte Hygiene- und Sicherheitskonzept, eine perfekte Organisation und das Anfang Oktober noch überschaubare Infektionsgeschehen. Andrea Kalrait, Executive Director der BrauBeviale, war als Table Captain dabei.

Andrea Kalrait riecht an einem Verkostungsglas mit Bier Hoch konzentriert – Andrea Kalrait bei der Verkostung (Foto: Volker Martin, Private Brauereien Bayern)

European Beer Star-Verkostung


Logistisch ist die Verkostung des European Beer Star schon in „normalen“ Jahren eine Meisterleistung – 2020 kommen noch einige Herausforderungen dazu. Aber die Privaten Brauereien und Doemens haben es geschafft, die 17. European Beer Star-Verkostung erfolgreich über die Bühne zu bringen.


„Entgegen allen Erwartungen haben wir dieses Jahr 2036 Anmeldungen bekommen. Nach gut 2400 letztes Jahr ist das im Hinblick auf die Pandemie ein bemerkenswerter Erfolg. Die Biere kamen aus 42 Ländern der Welt“, erklärt Kilian Kittl, Manager des European Beer Star. Im Vergleich zum Vorjahr gab es bei der Zahl der Einreichungen also nur ein moderates Minus von 18 Prozent. Die Jury bestand allerdings nur aus 74 Bierprofis, statt 145 wie im vergangenen Jahr – fast 50 Prozent weniger.

Das heißt in erster Linie viel Arbeit für die verbleibenden Jurorinnen und Juroren. Andrea Kalrait, die seit 2014 Jurymitglied bei European Beer Star ist, berichtet im Interview, wie die Verkostung abläuft, was dieses Jahr anders war und wie sich die Qualität der Einreichungen verändert.



Service-Kraft mit Mundschutz und Handschuhen zwischen zwei Verkostern Die geübten Nasen und Gaumen der 74 Bierexpertinnen und -experten wurden an den drei Tagen kräftig beansprucht (Foto: Volker Martin, Private Brauereien Bayern)

Du warst dieses Jahr zum ersten Mal als Teamleiter verantwortlich für einen Tisch. Wie wird man Table Captain und welche Aufgaben hat man?


Andrea Kalrait: Ich war schon ein paar Mal Co-Captain, aber dieses Mal war meine Premiere als Haupt-Teamleiterin. Als Table Captain muss man – anders als viele vermuten – nicht unbedingt der beste Verkoster sein. Es hilft natürlich schon, wenn man Ahnung vom Verkosten hat, es geht aber mehr darum, die Gruppe zu moderieren, die unterschiedlichen Charaktere etwas im Griff zu haben und einen Ausgleich zwischen dominanteren und ruhigeren Jurymitgliedern zu schaffen.

 

Wie läuft die Verkostung genau ab?


Kalrait: Die Teams waren dieses Jahr kleiner, es saßen nur sechs statt acht bis zehn Personen am Tisch. Als Teamleiter hat man jeden Tag eine andere Gruppe, und deshalb startet man immer erst mit einer Vorstellungsrunde, damit jeder weiß, wer am Tisch sitzt, was die anderen für Erfahrungen haben und man sich ein bisschen kennenlernt.

Dann kommen die Biere an den Tisch, wobei der Table Captain zuerst den Flight bekommt. In der Gruppe bewertet man in einem ersten Schritt gemeinsam die Kriterien Schaum, Farbe und Klarheit. Danach bekommen alle anderen ihre Biere und es geht an die schweigende Einzelverkostung. Jeder verkostet jedes einzelne Bier für sich selbst und macht sich Notizen. Pro Flight bekommt man zwischen sechs und elf Biere, da ist man dann auch erstmal beschäftigt …

 

Wie trennt sich von der Vorrunde bis zur Finalrunde die Spreu vom Weizen?


Kalrait: Wenn jeder am Tisch mit seiner Einzelverkostung fertig ist, hat der Teamleiter in der Vorrunde Sekretariatsaufgaben, d. h. man muss die Punkte zusammenzählen und bekommt so ein Ranking mit den Bieren, die gute Chancen auf den Einzug in die nächste Runde haben. Zum Schluss wird natürlich darüber gesprochen, ob das Ergebnis nach Punkten auch für alle Juroren in Ordnung geht. Es gibt durchaus Situationen, in denen die Meinungen auseinandergehen, aber die Vorrunden laufen eigentlich relativ unkritisch.

In den Zwischenrunden wird es dann schon etwas spannender, weil man weiß: Da geht es jetzt um die Medaillen. Wenn Biere von den Punkten her recht eng beieinander liegen, bespricht man in der Gruppe nochmal die individuellen Eindrücke.

Richtig spannend wird es in der Finalrunde. Da gibt es keine Punkte mehr, sondern da zählt das persönliche Ranking der Biere, die vor einem stehen. Als Teamleiter hat man dann verschiedene Möglichkeiten, an die Meinungsbildung heranzugehen. Man fragt vielleicht zunächst, welche Biere eher am unteren Ende der Skala liegen oder welche Biere für die einzelnen Jury-Mitglieder herausragend waren. So nähert man sich dem Ergebnis im Gespräch immer mehr an. Jeder Table Captain hat da so seine eigene Strategie, wie er mit der jeweiligen Gruppe zu einem Ergebnis kommt.


Judge hält ein Glas mit einem dunklen Bier ins Licht und betrachtet die Farbe und Klarheit Die Einreichungen kamen aus aller Welt, darunter 208 Biere aus den USA, 207 aus Italien, 83 aus Belgien, 78 aus China, 53 aus Brasilien und 36 aus Korea (Foto: Volker Martin, Private Brauereien Bayern)

Wo wird es bei der Bewertung knifflig?


Kalrait: Bei Bierstilen, die eine gewisse Range haben. Beim Wooden Barrel Aged Sour Beer hat man beispielsweise ganz unterschiedliche Bierstile als Basis und für die Fassreifung dann nochmal ganz unterschiedliche Fässer. Da muss man am Tisch darüber diskutieren: Wie gut ist das umgesetzt? Was hat sich der Brauer dabei gedacht? Oder war es ein Unfall? (lacht) Dadurch, dass es so viele Variablen gibt, versucht man, bei den Medaillen die Range abzubilden, damit der Verbraucher erkennen kann, wie vielfältig diese Kategorie ist.

 

2036 Biere in 70 Kategorien für 74 Verkoster – klingt sportlich …


Kalrait: Ja, ist es auch. Aber dadurch, dass in diesem Jahr jeder durch die Abstandsregeln wirklich viel Platz an seinem Tisch hatte und nur eine Gruppe in einem Raum saß, herrschte eine unheimliche Ruhe. So war ein hochkonzentriertes Arbeiten über einen sehr langen Zeitraum möglich. Das war quasi der positive Corona-Nebeneffekt.

 

Wie viel Biere hast du an den drei Tagen verkostet?


Kalrait: Wie viele Biere es genau waren, kann ich gar nicht mehr sagen, aber am Donnerstag waren es neun verschiedene Kategorien, am Freitag acht und am Samstag – als es nur noch um Finalrunden ging – waren es nochmal drei unterschiedliche Bierstile. Die Runden sind zum Glück bunt gemischt, sodass man nicht immer den gleichen Bierstil verkostet. Da sowohl die Tische als auch die Kategorien jeden Tag neu gemischt werden, kommt es äußerst selten vor, dass man einen Bierstil zweimal verkostet.

 

Wie beurteilst du die Qualität der Einreichungen? Hat sich da in den letzten Jahren etwas verändert?


Kalrait: Auf alle Fälle. Das gilt sicherlich nicht für jede Kategorie, aber grundsätzlich wird die Qualität immer besser. Man hat immer seltener wirklich Ausreißer drin. Es kann schon mal ein Bier mit einem Fehler dabei sein, aber das wird immer weniger. Man hat durchwegs sehr ordentliche Biere am Tisch.

Zwei Hände mit Einweghandschuhen halten ein Tablett mit Bierproben Ein durchdachtes Hygienekonzept sorgte für eine erfolgreiche Veranstaltung (Foto: Volker Martin, Private Brauereien Bayern)

Und wie reagieren die Organisatoren auf die Veränderungen bei den Einreichungen?


Kalrait: Wenn wir Veränderungen feststellen, geben wir aus dem Verkosterkreis eine Rückmeldung an die Organisatoren. Da geht es beispielsweise darum, welche Kategorien man vielleicht teilen sollte, weil die Biere darin doch noch zu unterschiedlich sind. Manchmal können sich tolle Biere aufgrund der Rahmenbedingungen in ihrer Kategorie nicht durchsetzen – in einer eigenen Kategorie würden sie aber eine Medaille holen. Das sind dann Punkte, an denen nachjustiert wird, um die Kategorien sauberer abzugrenzen.

In diesem Jahr hatten wir fünf neue Kategorien. Darunter ein Bohemian Style Session Lager, damit auch die leichteren Biere eine Chance haben. Es gab auch eine neue Kategorie für kaltgehopfte alkoholfreie Lagerbiere, da die kaltgehopften Alkoholfreien den anderen natürlich sensorisch die Schau stehlen, aber das hat ja grundsätzlich nichts mit der Qualität zu tun.

 

Da sind doch bestimmt auch mal neue Kategorien dabei, in denen selbst Bierprofis noch nicht viel Erfahrung haben … Wie kann man diese Bierstile bewerten?


Kalrait: Das stimmt. Deshalb reisen die Table Captains immer schon einen Tag früher an – zur Teamleiter-Einweisung. Dort wird ganz explizit auf die neuen Bierstile eingegangen. Damit man weiß, welche Bandbreite auf einen zukommt, wo die Diskussionspunkte liegen können und damit die Table Captains eine einheitliche Linie fahren.

 

Du hast vorhin von der ruhigen Arbeitsatmosphäre gesprochen – was hat sich durch Corona in diesem Jahr noch verändert?


Kalrait: Ja, es ging deutlich ruhiger zu. Das war sehr angenehm. Der Abstand konnte immer eingehalten werden. Doemens hatte ein Einbahnstraßensystem und Masken-Pflicht für die Wege, es wurde häufig gelüftet, gab genügend Busse für die Fahrten, gestaffelte Essenszeiten sowie ein zusätzliches Zelt im Hof für die Pausen.

Natürlich haben wir die Lage unter uns Judges kontrovers diskutiert, aber dank des Hygienekonzeptes hat sich unter dem Strich niemand unwohl gefühlt.
Was natürlich schade war, ist, dass aufgrund der Rahmenbedingungen viele internationale Judges dieses Jahr leider nicht dabei sein konnten. Es waren schon Kolleginnen und Kollegen aus Österreich, der Schweiz, Italien oder Finnland dabei, aber so international wie in den vergangenen Jahren war es natürlich nicht.

Insgesamt hat es gut getan, die vielen vertrauten Gesichter wieder einmal live zu sehen und zu erfahren, dass es ihnen gut geht. Die European Beer Star-Verkostung ist ja schon immer wie eine Art Familientreffen.

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