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: Ein Mann mit Post-its im Gesicht und um ihn herum, auf denen z.B. take a break steht Hilft Achtsamkeit gegen Stress im Berufsleben? (Foto: Luis Villasmil, Unsplash)
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Obacht: Achtsamkeit!

Bewusst und achtsam – so gehe man gut und gesund durchs Leben, summt es in der Generation Instagram. Aber was genau meinen die damit? Und was ist dran, wenn manche gar behaupten, Achtsamkeit sei auch im Berufsleben ein wahrer Gamechanger, mache Arbeit und Unternehmen besser?

Mindfulness-Based Stress Reduction


Um die Dinge beim Namen zu nennen: 2020 war ein bescheidenes Jahr. Das würden vermutlich die meisten Unternehmerinnen und Unternehmer unserer Branche unterschreiben. Klar, was es jetzt braucht, sind Impfungen und wirtschaftlichen Aufschwung, Staatshilfen vielleicht, mehr Umsatz auf jeden Fall.

Aber wissen Sie, was auch nötig ist und hilft? Achtsamkeit. Achtsam-was? Geht es da nicht um Yoga, Meditation, grünen Tee und faulen Lenz? An das alles glauben Sie nicht? Personalergeschwurbel, Klimbim und vornehmlich Quatsch?

Wunderbar! Lesen Sie weiter! Dieser Artikel ist für Sie.

Agnes Kick „Achtsamkeit ist weder Wellness noch Esoterik“, sagt Agnes Kick (Foto: MBSR Verband)

Achtung, achtsam, was? Das Zauberwort heißt Fokussierung


Achtsamkeit ist zugegeben ein sehr weiches, wabbeliges Wort. Dabei wird damit aber eigentlich ein medizinisch-wissenschaftlicher Ansatz beschrieben. Vielleicht täte manch einer sich mit der deutlich weniger flauschig klingenden Abkürzung MBSR leichter, das steht für Mindfulness-Based Stress Reduction.

Das wiederum ist eine Methode, die der US-amerikanische Molekularbiologe Jan Kabat Zinn in den 1970ern für den Einsatz bei der Behandlung psychischer Erkrankungen wie Angststörung und Depression entwickelt hat. MBSR wird auch in der klinischen Schmerztherapie eingesetzt.

„Achtsamkeit wie wir sie verstehen, ist weder Wellness noch Esoterik“, erklärt Agnes Kick, Geschäftsführerin des MBSR-MBCT Verbandes e.V., dem Berufsverband der Achtsamkeitslehrenden in Deutschland, „sondern es geht darum, eine bewusste Aufmerksamkeit für den gegenwärtigen Moment zu trainieren und damit auch die Fokussierungsfähigkeit zu verbessern.“

Das bewusste und gelassene Wahrnehmen der eigenen Gedanken und Gefühle hilft, so die Expertin weiter, Blockaden zu überwinden, Stress abzubauen und besser mit Ängsten und Schmerzen umzugehen – im Privaten wie auch im Job.

Achtsamkeit im Berufsleben kommt sowohl den einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zugute als auch dem Unternehmen als Ganzes. Große Unternehmen wie SAP oder Bosch bieten ihren Mitarbeitern deshalb schon lange Achtsamkeitskurse, der Autokonzern Daimler beschäftigt seit zwei Jahren einen eigenen Achtsamkeitsmanager und Google hat ein eigenes Programm für Mitarbeiter und Führungskräfte zum Thema Mindfulness aufgesetzt. Das heißt „Search Inside Yourself“.


Medizinische Aufnahme eines Gehirns in mehreren Ansichten Regelmäßiges Achtsamkeitstraining verändert neuronale Strukturen (Foto: Anna Shvets, Pexels)

Und, wirkt’s? – ein Blick auf den Krankenstand im Unternehmen


„Hirnforscher fanden zum Beispiel heraus, dass regelmäßiges Achtsamkeitstraining neuronale Strukturen verändert. Das hat nachweisbar positive Auswirkungen auf die psychische wie physische Gesundheit und die Lebensqualität“, erklärt Agnes Kick.

Achtsamkeit hilft, effizient und konzentriert zu arbeiten, Herausforderungen agil zu meistern, stressresistent und entspannt zu handeln. Ja, Achtsamkeit macht auch glücklich, aber das ist wieder so schwammig, deshalb bleiben wir bei konkret messbaren Vorteilen, die Achtsamkeit für ein Unternehmen bringt.

Klar und in Zahlen abbildbar ist der Krankenstand in einem Unternehmen. Der kann durch das Einführen und Praktizieren von Achtsamkeit im Unternehmen deutlich verbessert werden. Denn MBSR kann stressbedingte Krankheiten in der Belegschaft verhindern oder gar mildern.

„Menschen können sich sehr lange übernehmen, beständig über ihre Grenzen gehen. Monatelang. Jahre. Aber irgendwann kommt der Punkt, an dem der Organismus sagt: Hier ist Schluss. Und dann geht nichts mehr. Dann fehlt morgens selbst die Kraft aus dem Bett zu steigen und unter die Dusche zu gehen“, beschreibt Stefanie Kunz, Diplom-Psychologin und Achtsamkeitstrainerin aus Berlin, das Phänomen Burn-out.

„Und ist dieser Punkt da, dauert es sehr, sehr lange, wieder in eine Verfassung zu kommen, in der dieser Mensch seine Arbeit wieder aufnehmen kann. Er oder sie fällt monatelang für ein Unternehmen aus“, erklärt Kunz.

Dabei ist der Psychologin aber wichtig zu betonen: „Achtsamkeit ist keine Entspannungsmethode. Achtsamkeit macht klar, was ist. Und es kann erstmal alles andere als entspannend sein, wenn man da mit seinen Gedanken sitzt. Wenn man merkt, wie wahnsinnig angespannt und gestresst ich bin, wie meine Gedanken rasen.“ Aber: Nur wer Probleme erkennt, kann sie auch angehen.

Ein Mann arbeitet am Handy, während er eine Portion Nudeln isst Multitasking und Always on – ständiger Stress macht uns krank (Foto: The Creative Exchange, Unsplash)

Was uns krank macht: Always on, Multitasking, Transformation – und Corona


Natürlich ist der eine anfälliger für stressbedingte Krankheiten (egal ob Magengeschwür, Schlafstörung oder gleich der ganze Burn-out) und der andere nicht so sehr. Aber Fakt ist, dass die moderne Arbeitswelt ganz schön und zunehmend das Zeug hat, krank zu machen.

Klar, wurde ja schon oft geschrieben: Always on ist ein Problem. Ständige Verfügbarkeit. In einer digitalen Welt fällt Abschalten schwer, auch wenn es nötig wäre, um Überlastung zu verhindern – und wir sind unfrei.

„Jeder kennt den gerade autopilotartigen Griff zum Handy“, erklärt Stefanie Kunz. In diesem Moment haben wir nicht bewusst entschieden, Mails zu checken oder auf Facebook zu gehen – wir machen das unbewusst. Oft nebenbei. „Viele Mitarbeitende schauen aufs Handy, während sie eine E-Mail schreiben und parallel in einer Zoom-Sitzung stecken“, beobachtet auch ihre Kollegin Agnes Kick. „Das kann nicht effizient sein! Und auch nicht im Sinne des Unternehmens.“ Am Ende verlieren wir mit Multitasking nämlich Zeit und Energie.

Die moderne Arbeitswelt bringt darüber hinaus in vielen Branchen und Unternehmen sogenannte Transformationsprozesse in Gang. Kurz gesagt wird da viel und zeitgleich umgestellt, modernisiert, digitalisiert. Betriebe laufen heute nicht mehr wie 1980.

„Feste Strukturen werden durchlässiger, Kommunikation schneller, Prozesse komplexer. In hierarchiearmen, agilen Teams sind Mitarbeiter und Führungskräfte gehalten, ihre Rollen neu zu finden“, beobachtet Agnes Kick. Das sorgt für Unsicherheit und Stress.

Und wo es nicht schon viel und umbrüchig genug war, da kam dann Anfang dieses Jahres noch die Pandemie dazu. Die macht unser Arbeitsleben auch nicht schöner: „Menschen treibt in diesen Tagen die Angst vor Corona und seinen Folgen um“, so Kick. „Hinzu kommt die ungewohnte Situation, auf direkte Kontakte zu Familie, Freunden oder Kollegen zu verzichten. Viele organisieren jetzt ihren Beruf in den eigenen vier Wänden.

All das löst Stress, Angst und Sorgen aus – genauso wie das Warten auf Testergebnisse oder ein großes Arbeitspensum. In der aktuellen Zeit ist jeder Tag anders als geplant: Kunden sagen Aufträge kurzfristig ab, gesetzliche Reglungen zu Dienstreisen ändern sich nahezu täglich, Lieferketten funktionieren nicht wie üblich, Hygienekonzepte verändern das Arbeiten in Büros. Zoom-Sitzungen mit Kunden und Kolleg*innen sind einerseits ohne Anreise möglich, gleichzeitig viel anstrengender. Angst, Sorgen und Ungewissheit prägen die Menschen und so auch Unternehmen.“

„Achtsamkeit wird dabei zunehmend zur Schlüsselkompetenz und ermöglicht, mit Unsicherheiten gelassener umzugehen und den Stress auf Abstand zu halten. Die achtsame Haltung befähigt uns, einen klaren Blick auf die Situation zu halten: nicht nur auf das fixiert zu sein, was nicht gut läuft, sondern auch das zu erkennen, was gerade funktioniert, vielleicht sogar besser ist.“

Ausschnitt eines weiblichen Gesichts mit dem erhobenen Zeigefinger vor dem Mund Bei Meditation geht es nicht um komplizierte Yoga-Asanas oder Instagram-Momente im Schneidersitz vorm Sonnenuntergang – es geht um Stille (Foto: Kristina Flour, Unsplash)

Training für mehr Achtsamkeit: Meditation und Lächeln


Achtsamkeit ist keine hehre Offenbarung und fällt nicht vom Himmel. Achtsamkeit kann und muss man trainieren. Die am häufigsten angewandte Technik, mehr Achtsamkeit zu erlangen und zugleich wesentlicher Teil eines jeden MBSR-Programms, ist Meditation. Halt, stopp, dranbleiben! Da geht es nicht darum, wie ein Mönch in gelber Kutte tagelang schweigend in sich zu versinken, es geht um ein paar Momente Stille. Ein paar wenige Minuten täglich, die einen Unterschied machen. Erwiesenermaßen und nach etwa acht Wochen Training, sprich täglich ein paar Minuten Meditation.

Darüber hinaus helfen praktische Mini-Meditationseinheiten, die sich im Büroalltag als sehr machtvoll erwiesen haben, wie Stefanie Kunz berichtet: „Versuchen Sie vor jedem Meeting drei Minuten nur ruhig zu sitzen und bei sich selbst anzukommen. Horchen Sie in sich: Wie geht es meinem Körper? Wie geht es meinem Geist? Und wie geht es mir emotional?“

Dabei lässt man bewusst hinter sich, was einen bis eben noch beschäftigt hat und hilft sich auf das anstehende Meeting zu fokussieren. „So verbinden Sie sich mit der Absicht, den anderen zuzuhören und nur zu sprechen, wenn es wirklich wichtig ist. Das verändert die Meeting-Atmosphäre total, wo man doch oft das Gefühl hat, hier reden Leute um des Redens willen. Es wird sich ins Wort gefallen, es entstehen chaotische Zustände und die Teilnehmer gehen ganz geschafft da raus.“

Und: Lächeln hilft. „Wir versuchen in alles, was wir tun, mehr Freundlichkeit zu legen. Freundlichkeit mit sich selbst aber auch mit anderen“, erklärt Stefanie Kunz. „Jeder kennt das: Wenn man gestresst ist, wird der Ton rauer, wird die Atmosphäre im Team schlechter. Stress schaltet einen Überlebensmodus an, in dem jeder auf sich selbst zuerst schaut.“
Am Ende profitiert davon der ganze Betrieb: „Wer entspannt ist, kann besser auch auf andere schauen, deshalb ist Achtsamkeit etwas, was der Kooperation und Teamfähigkeit zugutekommt. Und damit letztendlich auch der Produktivität im Unternehmen.“

Wenn Achtsamkeit schlussendlich dem ganzen Unternehmen dient, kann dann der einzelne hier überhaupt ansetzen oder bedarf es der gesamten Mannschaft, muss das ganze Unternehmen das Thema angehen um etwas auszurichten?

Keinesfalls, sagt Kunz entschieden. „Es funktioniert auch für einen alleine. Ein Arbeitnehmer allein kann für sich entscheiden, dass er seine Grenzen besser achten und mehr Freiheit zurückgewinnen möchte.“ Tatsächlich, ergänzt Agnes Kick, sei es sogar gar nicht sinnvoll, gleich ein ganzes Unternehmen oder auch nur eine ganze Abteilung in den Achtsamkeitsworkshop zu schicken. „Achtsamkeit kann man nicht verordnen. Die Teilnahme an den Seminaren muss freiwillig sein. Meist sprechen sich gute Erfahrungen dann schnell herum und motivieren zum Nachmachen.“

Stefanie Kunz „Wer entspannt ist, kann besser auch auf andere schauen“, ist Stefanie Kunz überzeugt (Foto: privat)

Service: Tipp, Coaches, Bücher


Ein guter Anfang, sich mit dem Thema Achtsamkeit auseinanderzusetzen, sind die Bücher des Begründers der MBSR Jon Kavat Zinn. „Gesund durch Meditation“ ist ein Klassiker, kompakt und leicht zu lesen. Der nächste Schritt führt dann zu einem Seminar oder einem Workshop bei Experten wie Stefanie Kunz und Agnes Kick.

Auf der Webseite des MBSR-MBCT Verbandes e.V. gibt es die Möglichkeit einer deutschlandweiten Kurssuche. Dabei gibt es speziell für Unternehmen entwickelte Kurse, die einerseits Wissen zu Stresstheorien und andererseits ganz praktische Körper- und Meditationsübungen beinhalten.

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