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Blaue Weinrebe am Weinstock (Foto: Al Elmes auf Unsplash) Durch den Klimawandel verschiebt sich die Vegetationsperiode, Weintrauben werden immer früher reif (Foto: Al Elmes auf Unsplash)
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Weinbau und Weinlese im Wandel der Zeit

Immer häufiger liest man aktuell bei der Thematisierung des Klimawandels auch über die Verschiebung des Weinlesezeitpunkts nach vorne. Diese Veränderungen und ihre Auswirkungen lassen sich im Überblick einer historischen Entwicklung gut erkennen.

Klimaveränderungen im historischen Kontext

 

Ursprünge der Weinproduktion werden heute in die Jungsteinzeit (Neolithikum), etwa 8500 bis 3000 vor Christus, gelegt. Ähnlich der Bierherstellung wird auch die Entstehung des Weines als zufällige Vergärung frischer Wildtrauben angenommen. Nicht nur Traubensaft von Wildtrauben wurde durch Traubenkernfunde in Krügen belegt, Laboruntersuchungen belegen zusätzlich die bei Vergärung entstehende Weinsäure sowie Weinstein (Kaliumhydrogentartrat). Belege hierfür fand man in archäologischen Ausgrabungsstätten in Georgien oder zum Beispiel im Zagrosgebirge im westlichen Kaukasus.

Gern wird auch die biblische, sogenannte „Noah-Hypothese“ vertreten, die Noah bei seiner Anlandung nach der Sintflut auf dem Berg Ararat in der Osttürkei als ersten Pflanzer eines Weinberges sieht. Jedenfalls hat sich kontrollierter Weinbau südlich des Mittelmeers über Ägypten und nördlich über die heutige Türkei nach Griechenland verbreitet.

In Europa ist zu dieser Zeit kein Weinbau belegbar, die Existenz der Wildrebe wurde jedoch nachgewiesen.
Durch archäologische Funde können Wildreben noch weiter in die Vergangenheit datiert werden, ein Alter von etwas über 80 Millionen Jahren ist durch Fossilienfunde belegt.

 
Blick über einen Weinberg ins Flusstal (Foto: Maksym Kaharlytskyi auf Unsplash) Die Römer brachten den Weinbau aus dem Mittelmeerraum in ihre nördlichen Provinzen (Foto: Maksym Kaharlytskyi auf Unsplash)

Kontrollierter Weinanbau

 

Bewusste Weinherstellung erforderte ein Sesshaftwerden sowie geplante Kultivierung in Verbindung mit der Erfindung von Konservierungsmethoden.

Das langfristige Ergebnis dieser Kultivierung und Züchtung war die sogenannte „weintragende Rebe“, die „Vitis Vinifera“, die bis heute die Basis der bekanntesten Rebsorten wie zum Beispiel Riesling, Cabernet Sauvignon, Chardonnay oder Pinot Noir darstellt.

Tatsächlich erfolgte diese Kultivierung über Griechenland im gesamten Mittelmeerraum bis zum Untergang des Römischen Reiches Ende des 5. Jahrhunderts. Im Zuge der Eroberungen und Besiedlungen fremder Gebiete fand der Weinanbau Einzug in neue Regionen. Brachten die Griechen ihn noch von ihrer Kolonisierung Ägyptens 300 vor Christus mit, geht der Weinbau in Frankreich, Deutschland, Ungarn und dem südlichen England auf römische Besiedlungen zurück.

 
Weinberge mit Burg im Hintergrund (Foto: Fabian auf Unsplash) Zur Versorgung der römischen Legionen kam der Weinbau während des gallischen Krieges bis an die Mosel und den Rhein (Foto: Fabian auf Unsplash)

Ausbreitung des Weinbaus in Deutschland

 

Wein als liturgischer Bestandteil festigte seine Position nicht zuletzt durch die Erklärung des Christentums zur Staatsreligion im Jahr 380 durch den oströmischen Kaiser Theodosius I.

Bereits Ende des 8. Jahrhunderts war Wein zur Zeit Karls des Großen ein Getränk der Oberschicht. Vornehmlich produziert wurde er jedoch von der Kirche, den Klöstern und Bischöfen, um ihren Bedarf an Messwein zu decken. Der Weinbau wurde durch die Kirche besonders gefördert, da der Überschuss durch Verkauf wesentlich zum Erhalt der Klöster beitrug und in Hochzeiten drei Viertel der Einnahmen betrug.

Dennoch gab es eine beträchtliche Anzahl an Weinbergen, die sich im Besitz von Adligen und Fürsten befanden. Teilweise wurde Wein zum Verkauf, teilweise zum Eigenbedarf und Ausschank bei Gastbanketten angebaut.

Deutschland zählte lange Zeit nicht zu den großen Weinbaunationen, als klassische Länder Europas galten Italien, Frankreich oder Spanien.

Entlang der Donau, der Mosel und des Rheins entstanden erste großflächige Zentren, unter anderem den guten Ruf des „Rheinweines“ begründend.

Im Jahr 1135 brachten Zisterziensermönche den Pinot Noir aus dem Burgund in das Kloster Eberbach im Rheingau. Der heutige Spätburgunder war damals unter dem Namen Klebrot bekannt. Er war „der“ fränkische Wein des Karolingerreiches, der den Weinbau im Mittelalter dominierte.

Bereits im 15. Jahrhundert wurde im Rheingebiet Riesling angebaut, erstmals erwähnt bei Worms im Jahr 1490, andere Quellen nennen das Jahr 1402.

Deutsche Handelszentren wuchsen, um das Jahr 1600 ergibt sich die größte Flächenausdehnung des Weinbaus in Deutschland überhaupt. Größter Produzent war das Kurfürstentum Mainz am Mittelrhein mit dem Zisterzienserkloster in Eberbach.

 
Historisches Gemälde von Hendrick Averca „Eisvergnügen“ aus der Zeit der kleinen Eiszeit (Abbildung gemeinfrei) Ausschnitt aus Hendrick Avercamps „Eisvergnügen“, Darstellungen dieser Art sind aus der Zeit zwischen 1565 und 1640, der „kleinen Eiszeit“, bekannt (Bild gemeinfrei)

Zäsur: 30-jähriger Krieg und umgekehrter Klimawandel

 

Durch die Verwüstungen des Krieges wurden große Teile der Weinanbauflächen zerstört. Außerdem war es billiger, Bier zu produzieren, es konnte zudem mit Hopfen haltbar gemacht werden.

Nach dem Krieg etablierten sich vor allem die wohlhabenden, großen Kirchenzentren Trier, Speyer, Worms, Mainz, Würzburg und Bamberg.

1672 befahl der Abt von St. Clara in Mainz, der die Weinberge kontrollierte, den gesamten Rebbestand, vor allem Rotwein, herauszureißen und Riesling anzupflanzen; auch der Bischof von Speyer schrieb in der Pfalz Riesling vor. Ebenso rodete das Benediktinerkloster St. Maximin in Trier Waldflächen an der Mosel und ließ Riesling setzen. Kloster Johannisberg im Rheingau (als großer Konkurrent zu Kloster Eberbach) errichtete 1716 ein Schloss und ließ den Südhang zum Rhein hin über fünf Jahre hinweg mit 200 000 Rieslingreben bepflanzen. Andere, angeblich minderwertige Rebsorten durften unter Strafandrohung nicht gepflanzt werden.

Dies waren die ersten Bestrebungen, nur eine Rebsorte im Weinberg zu kultivieren, da zuvor der sogenannte „Gemischte Satz“ vorherrschte, bei dem verschiedenste Rebsorten in einem Weinberg zu finden waren.

Ob die Minderwertigkeit anderer Rebsorten ausschlaggebend war für die Rodung roter Rebsorten oder vor allem die klimatischen Veränderungen dieser Zeit, kann jedoch nur vermutet werden.

Bereits seit 1450 bis etwa 1850 deutete sich ein umgekehrter Klimawandel in Form der sogenannten „Kleinen Eiszeit“ an. Reben wurden nur noch in bevorzugten, vor allem Südlagen reif, die im 30-jährigen Krieg zerstörten Weinberge wurden nur noch in den besten Lagen wieder errichtet, die Weinanbaufläche schrumpfte auf ein Kerngebiet, das dem heutigen annähernd entspricht.

 

Klimawandel durch steigende Temperaturen

 

Heute kennen wir den Klimawandel der letzten Jahrzehnte ausschließlich durch steigende Temperaturen. Diese erfordern seit einigen Jahren ein Umdenken der Winzer bei der Neuanlage von Weinbergen, bei der Ausrichtung und der Bestückung mit Rebsorten, die steigenden Temperaturen gewachsen sind. War es in den 1970er-Jahren noch undenkbar, auf einem Nordhang reife Trauben zu ernten, suchen heute Winzer nach Lagen, die nicht ausschließlich der Hitzeeinwirkung ausgesetzt sind, um traditionelle Rebsorten wie Riesling weiterhin anbauen zu können.

Hitze- und Trockenstress beeinflussen die Vegetationsperiode. Die für den Wein optimale Reife und den sich daraus ableitenden optimalen Lesezeitpunkt zu bestimmen, wird immer schwieriger.

 
Lesebütte mit Weinreben gefüllt im Weinberg (Foto: Lasseter Winery auf Unsplash) Der Zeitpunkt zur Weinlese ist gekommen, wenn das Mostgewicht ein ausgewogenes Verhältnis zu Säure erreicht hat (Foto: Lasseter Winery auf Unsplash)

Der perfekte Lesezeitpunkt

 

Die Zeit der Lese bedarf größtmöglicher Koordination, um die perfekte physiologische Reife der Traube herauszufinden. Der Zeitpunkt, zu dem eine höchst mögliche Zuckeranreicherung (Mostgewicht) in ausgewogenem Verhältnis zur zurückgehenden Säure steht, wird bestimmt.

Diese physiologische Reife, ein Zustand, den die Traube bei natürlicher Reifung erreicht, wird heute gerne für den optimalen Zeitpunkt verwendet, der mit den herkömmlichen Messmethoden nur annähernd bestimmt werden kann.

Durch die Bewirtschaftung meist mehrerer Weinberge und die durch das Mikroklima unterschiedliche Ausreifung der Reben in einem einzigen Weinberg ist die Bestimmung des optimalen Lesezeitpunktes für Winzer nicht einfach.

Unterschiedliche Rebsorten reifen zu unterschiedlichen Zeitpunkten aus, unreife Lese mit resultierenden krautigen Noten soll ebenso vermieden werden wie überreife Lese mit hohem Alkoholgehalt und möglicherweise brandig-marmeladigen Aromen.

 
Aufgehende Sonne über einem Weingarten (Foto: Moritz Knoringer auf Unsplash) Der Klimawandel bietet auch Chancen für den Weinbau: Rebsorten südlicher Regionen werden nun in Deutschland reif (Foto: Moritz Knoringer auf Unsplash)

Alternativen bei steigenden Temperaturen

 

Nach der Übersicht des Deutschen Weininstituts gibt es seit spätestens 1992 kein mittelmäßiges Jahr mehr in Deutschland. Bis heute gute und sehr gute Jahrgänge spiegeln die ansteigende Erwärmung und damit die Gewährleistung einer durchgängigen Reife der Trauben wider.

Dies bietet auch Chancen für den Weinbau. Vor allem rote Rebsorten südlicher Regionen wie zum Beispiel Cabernet Sauvignon, Syrah oder Tempranillo werden nun in Deutschland reif.

Neue Rebzüchtungen sind unter dem Namen PiWi bekannt. Sogenannte pilzwiderstandsfähige Sorten trotzen regnerischem Wetter durch geringe bis gar keine Anfälligkeit für Fäulnis oder bieten durch frühe Reife sowie Widerstandsfähigkeit gegen Hitze klare Alternativen.

Ebenso verlängert sich die Vegetationsperiode. Weinstöcke treiben früher aus, sind deshalb anfälliger für Frühjahrsfrost. Die physiologische Reife tritt immer früher ein, frühere Lesezeitpunkte sind unvermeidbar. Durch Starkregen besteht außerdem erhöhte Gefahr von Mehltau.

Dennoch ist für den Erhalt der Kulturlandschaft im Weinbau und die damit verbundene Bewahrung traditioneller, historisch-etablierter Rebsorten auch in Zukunft das Fingerspitzengefühl des Winzers nicht nur bei der Lese, sondern auch beim Einsatz im Weinberg gefragt.

 
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