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Ginger Beer – vergoren, aber Bier?
Ein Freund der Nacht kriecht langsam ans Tageslicht: Ginger Beer hat bis vor ein paar Jahren überhaupt keine Rolle in deutschen AfG-Regalen gespielt. Gab’s hier nicht. Nirgends. Mit dem Moscow Mule, einem Cocktail aus Wodka und Ginger Beer, schleicht sich das Getränk jetzt so über die Bar ins Tagesgeschehen. Findet im Supermarkt statt und wird hier und da und immer öfter mal auch ganz pur, also ohne Alkohol und nicht „bloß“ als Filler getrunken.
Wobei, Moment, also: Was trinken wir hier denn eigentlich genau? Wo kommt das her, und wie wird’s gemacht? Wir verraten es. Hier und jetzt: alles zum Thema Ginger Beer.
Die Geschichte des Ginger Beers
Ginger Beer ist eine englische Erfindung, soll Mitte des 18. Jahrhunderts erstmals in Yorkshire, England, gebraut worden sein. Dort nämlich hatte man Zugriff auf die scharfe Knolle, die Ginger Beer ausmacht: Ingwer. England hatte die Oberhand im weltweiten Gewürzhandel.
Ingwer ist eines der ältesten Gewürze überhaupt, mehr als 5000 Jahre alt. Seine heilende Wirkung und sein guter Geschmack wurden zunächst in Südostasien entdeckt, fand aber schon zu Zeiten des Römischen Reiches seinen Weg in den Westen. Lange wurde der Handel mit Ingwer vom Nahen Osten kontrolliert, er war knapp und teuer – und deshalb natürlich auch furchtbar edel. Ab der Entdeckung der Neuen Welt im 15. Jahrhundert kam immer mehr Ingwer auch aus der Karibik und Afrika nach Europa.
In Yorkshire kam man nun also auf die Idee, das Beste aus der guten Wurzel zu machen: Bier! (Wobei: Bier? Dazu später mehr.) Man mischte Ingwer, Zucker, Wasser und nach Belieben etwas Zitrone und ließ den guten Trunk vergären. Sobald er zu blubbern begann (und leicht alkoholisch schmeckte), war er zum Verzehr frei.
Bier oder nicht Bier, das ist hier die Frage
Dieses grobe Rezept hier oben lässt bereits erahnen: Bier nach unserem Verständnis ist Ginger Beer nicht. War es auch früher nicht. Weder kommen hier Gerste oder andere Getreide als Stärkelieferanten zum Einsatz, noch werden Brautechniken angewendet. Wenn’s mit einem gängigen Getränk verglichen werden muss, dann funktioniert das Ginger Beer vielleicht eher nach dem Herstellungsprinzip von Cider.
Allerdings wurde Ginger Beer früher – und wird bei manchen Produzenten auch heute noch – vergoren, in der Regel mit Hilfe eines Mix aus Hefen und Bakterien, vor allem Saccharomyces florentinus (früher S. pyriformis) und dem Lactobacillus hilgardii (früher Brevibacterium vermiforme). Die traditionelle Fermentationsmethoden in der Ginger Beer-Herstellung neigen dazu, eine gewisse Menge Alkohol (wenn auch nur wenig) zu produzieren.
Manch moderne Hersteller machen das heute auch noch so – die meisten aber bieten unter der Bezeichnung „Ginger Beer“ alkoholfreie Getränke an, die mit CO2 aufkarbonisiert werden.
Bier oder nicht Bier ist in Deutschland ganz besonders die Frage
Wir sind uns soweit also alle einig, dass Ginger Beer kein Bier ist. Huch, aber Moment! Ein Beer, das KEIN Bier ist? Darf das denn sein? In der Bierrepublik?
Als Thomas Henry 2010 als erster deutscher Hersteller ein eben auch so bezeichnetes Ginger Beer auf den Markt brachte, meldete sich gleich der Schutzverband gegen Unwesen in der Wirtschaft e.V. Steht Beer drauf, ist kein Bier drin – das geht nicht! Unlauterer Wettbewerb sei das! Per Gerichtsurteil wurde Thomas Henry 2011 vom Landgericht Berlin die Verwendung des Namens Ginger Beer untersagt. Fortan schrieb Thomas Henry „Spicy Ginger“ auf seine Flaschen, Wettbewerber Schweppes (Krombacher) schlich mit „Ginger B.“ um das heikle Thema herum. 2017 hob das Landgericht München das Urteil allerdings auf. Jetzt dürfen auch hier alle Hersteller „Ginger Beer“ auf ihr Ginger Beer schreiben.
Und noch eine Frage: Ginger Beer oder Ginger Ale?
Lange bevor das Ginger Beer hierzulande a thing wurde, gab es bereits Ginger Ale. Ale, Beer, beides kein Bier (und dann aber doch) – also irgendwie dasselbe? Nicht wirklich. Sicherlich sind die beiden Getränke ein bisschen verwandt, zweimal kohlensäurehaltige Getränke mit Geschmacksrichtung Ingwer. Trotzdem gibt es Unterschiede:
Ginger Ale ist mit Ingwerextrakt aromatisierte Limonade, während Ginger Beer ein (im Original) fermentiertes Getränk mit echter Ingwerwurzel ist. Die Unterscheidung allerdings ist nicht immer trennscharf, manch ein Ginger Ale trägt heute schon auch mal das „Beer“ auf dem Etikett, weil das ja gerade so Rückenwind hat.
Ginger Ale war immer schon alkoholfrei, ist eine Limonade, „Soda“ im Angelsächsischen. Dem Vernehmen nach stammt Ginger Ale aus Irland und wurde 1907 von einem kanadischen Unternehmer namens John McLaughlin entdeckt und als „Canada Dry“ großgemacht.
Vor allem unterscheiden sich Ginger Ale und Ginger Beer geschmacklich: Der Ingwer ist beim deutlich süßeren Ginger Ale je nach Hersteller gar nicht klar zu erkennen (auch der Zuckergehalt ist in der Regel deutlich höher). Ginger Beer hingegen brennt scharf und wärmt – so deutlich ist der Ingwer hier. Im Gegensatz zum Ginger Ale ist das Ginger Beer auch meistens trüb.
Marktübersicht
Der Moscow Mule war der Anfang. Nach ihm kam der Gin Mule oder oft und gern auch „Munich Mule“ in die Bars. Zusammen pushten die Mules das Ginger Beer. Und die Produzenten hinter den Mules pushen mit: So hat etwa der Münchner Gin-Hersteller The Duke vor nicht langer Zeit sein eigenes Ginger Beer in Dosen auf den Markt gebracht. Es ergänzt eine noch sehr überschaubare Gruppe deutscher Ginger Beers: Neben Thomas Henry und Schweppes hat auch Aqua Monaco ein Ginger Beer im Handel. Der australische Ginger Beer Produzent Bundaberg lässt sich von der Karlsberg Brauerei in Deutschland vertreten.
Rezept Moscow Mule
Zutaten:
5 cl Wodka
1 cl Limettensaft
10–12 cl Ginger Beer
Zubereitung:
1. Glas mit Eiswürfeln füllen
2. Wodka und Limette dazugeben
3. Mit Ginger Beer auffüllen, kurz umrühren