Nachricht schreiben an

Du hast keinen Betreff angegeben, möchtest Du die Nachricht ohne Betreff versenden?
Bitte verwende in Deiner Nachricht weniger als 1000 Zeichen.
Sonderzeichen '<', '>' sind im Betreff und in der Nachricht nicht erlaubt
reCaptcha ist ungültig.
reCaptcha ist aufgrund eines Serverproblems gescheitert.

Deine Nachricht wurde gesendet

Du findest die Nachricht jetzt in Deinem persönlichen Bereich unter „Meine Nachrichten“.

Es ist ein Fehler aufgetreten

Bitte versuche es nochmal.

Termin vereinbaren mit

Damit Sie einen Termin vereinbaren können, wird der Kalender auf dem persönlichen Profil Ihres Ansprechpartners in einem neuen Tab geöffnet.

Vor-Ort-Termin vereinbaren mit

Damit Sie einen Vor-Ort-Termin vereinbaren können, wird die Terminanfrage in einem neuen Tab geöffnet.

Vertrocknete Blüten an einem Obstbaum Extreme Hitze, ausgedorrte Vegetation, kein Schnaps.
  • Fachbeitrag
  • Rohstoffe
  • Europa
  • Spirituosen

Wie der Klimawandel Spirituosen auf Fruchtbasis gefährdet

Fruchtdestillate oder Schnäpse auf Fruchtbasis gehören zu den ältesten Spirituosen der Welt, denn sie reichen mindestens bis ins Mittelalter zurück. Im Laufe der Jahrhunderte haben sowohl geistliche als auch weltliche Brennereien magische Wege gefunden, Ethanol aus fast allen vergorenen Früchten, einschließlich Äpfel, Birnen, Pflaumen, Kirschen, Aprikosen und sogar Raritäten wie Eberesche und Schlehe, zu verdampfen und in Getränke mit einzigartiger Anziehungskraft umzuwandeln.

Limoncello wird aus den dicken Schalen der Sfusato Zitrone gewonnen Eine Sfusato Zitrone, aus deren Schale Limoncello hergestellt wird, kann bis zu zwei Kilogramm wiegen

Terroir bedeutet Charakter

Die meisten dieser Spirituosen haben ihre Wurzeln in landwirtschaftlichen Traditionen bestimmter Regionen, weshalb sie oft einen integralen Bestandteil einer lokalen Kultur darstellen. Ein gutes Beispiel ist Sliwowitz, ein traditioneller Zwetschgen Schnaps, der sowohl kommerziell als auch privat in vielen Teilen des slawischsprachigen Mitteleuropas, sowie auf dem Balkan und in Teilen Ungarns hergestellt wird. Dieser Schnaps ist so eng mit der Geschichte und dem Leben seiner Region verbunden, dass er 2022 auf Wunsch seines Herkunftslandes, Serbien, in die Liste immaterieller Kulturerben der UNESCO aufgenommen wurde.

Besonders Spirituosen, die aus Früchten destilliert werden, aber nur in bestimmten Terroirs angebaut werden können, werden von ihren Heimatländern geschützt. So unterliegt z.B. Calvados genau wie viele französische Weine den appellation contrôlée Vorschriften des Landes und darf nur aus Cidre (Apfelwein) von Äpfeln bestimmter Gebiete in der Normandie destilliert werden. Ebenso darf in Deutschland Schwarzwälder Kirschwasser nur in und um den Schwarzwald aus bestimmten Kirschensorten wie Dollenseppler und Benjaminler hergestellt werden.[1] Ähnliches gilt auch für die Südtiroler Marille, einen Schnaps aus vergorenen Aprikosen, die nur in Südtirol in Norditalien wachsen.[2] Es gibt Dutzende weiterer Beispiele.

Obwohl alle diese einmaligen Spirituosen rein technisch überall auf der Welt nachgeahmt werden können, beruhen ihre authentischen Geschmackskomponenten und Aromen auf einer Kombination spezifischer Fruchtsorten, spezifischer Anbauregionen und oft spezifischer Destillationsverfahren. Damit ist deren Einzigartigkeit jedoch ganz eng mit der Anbaugeographie verknüpft, weshalb die Früchte auf eine stabile, lokale Umwelt angewiesen sind, auf die jedoch aufgrund des Klimawandels niemand mehr bauen kann.


Wie die Frucht, so der Geist

Wie in dem Artikel Fruchtsäfte im ökologischen Wandel, dargestellt wurde, sind Obstbauer weltweit – unabhängig davon, ob sie sich auf den Anbau von Früchten für Liköre, alkoholfreie Säfte oder andere Produkte spezialisieren – nun mit wachsenden Schwierigkeiten wie extreme Dürren, Niederschläge und Überschwemmungen konfrontiert – oft zu unterschiedlichen Zeiten sogar im gleichen Jahr. Während es den verarbeitenden Industrien manchmal gelingt, ihre Rohstoffe aus wechselnden Standorten zu beziehen, ist die Lage bei den Herstellern von Spezialspirituosen und den diese beliefernden Landwirten ganz anders. Wenn sie von einer Wetterkatastrophe heimgesucht werden, haben sie einfach Pech gehabt. Schicksal!
 
Terrassen an steilen Hängen für den Zitronenanbau an der Amalfi Küste Italiens Eines der steilsten landwirtschaftlichen Terroirs der Welt: Terrassenanbau von Sfusato Zitronen entlang der Amalfi Küste in Italien

Kein Limoncello mehr?

Der berühmte italienische Limoncello Likör wird aus den Schalen der bis zu zwei Kilogramm schweren, dickwandigen Sfusato-Zitronen hergestellt, die nur an der Amalfiküste, entlang dem Golf von Neapel und auf Sizilien angebaut werden. Diese seltene Zitronenart wird wegen ihres intensiven Aromas und der hohen Konzentration an ätherischen Ölen von Köchen und Kennern auf der ganzen Welt geschätzt. Die Anbaumethoden dieser Zitronen – und die Herstellung von Limoncello – haben sich seit Jahrhunderten kaum verändert und sind damit ein fester Bestandteil der lokalen Tradition und Kultur. Wie Liezel Norval-Kruger in eatsplorer schreibt: „Man sagt, der Zitronenanbau an der Amalfiküste sei Agricoltura Eroica (heldenhafte Landwirtschaft), weil der gesamte Anbau auf scheinbar unmöglichem Ackerland stattfindet…Die Bäume werden in Terrassen auf vertikalen Böden angepflanzt, die von den hohen Hügeln bis zum Meeresspiegel reichen. Die Terrassen sind von in mühsamer Handarbeit erstellten Mauern gesäumt, welche das Regenwassers so dosieren, dass es für die Bäume ausreicht und der Rest nach unten weiter absickert.“ [3]

Die Zitronenbauer waren Hunderte von Jahren mit diesen Methoden erfolgreich – aber dann kam der Klimawandel. Laut Giorgia De Pasquale von der Universität Roma Tre sind die Zitronenterrassen von Amalfi „seit 1954 von 72 Hektar auf 48 Hektar zurückgegangen.“ [4] Die Gründe dafür sind besonders extreme Regenfälle, welche Klimatologen als atmosphärische Flüsse bezeichnen, die Erdrutsche auslösen, die zum Einsturz der Zitronenterrassen führen können. Hinzu kommt die zunehmende Anzahl von Waldbränden, deren Ursache zweifellos ansteigende Temperaturen und eine kriechende Urbanisierung sind. Michele Buonomo von der italienischen Non-Profit-Organisation Legambiente bemerkte bereits 2017: „Wir erleben Niederschläge, die viel intensiver sind – wir sehen sintflutartige, fast tropische Regenfälle (…). Das ist erst in den letzten 10 Jahren passiert – also in einer Zeitspanne, in der (…) wir weltweit die höchsten Temperaturen seit mindestens zwei Jahrhunderten erleben.“ [5] Trotz der anhaltend großen Nachfrage nach Sfusato-Zitronen und Limoncello sowie der leidenschaftlichen Suche nach Rettungsmaßnahmen für die Früchte, werden heutzutage leider viele der berühmten Zitronenterrassen aufgegeben.

Eine seltene Birne in der Flasche – aber bald noch seltener

Der Williams Birne, die auch als Bartlett Birne bekannt ist, droht ein ähnliches Schicksal. Diese die Frucht ist die Grundlage des Poire Williams, eines Branntweins, der hauptsächlich im Elsass in Frankreich und im Kanton Wallis in der Schweiz hergestellt wird. Im Wallis ist das lokale Eau-de-vie de poire du Valais bereits seit 2001 eine geschützte Ursprungsbezeichnung.

Der Produktionsprozess für Poire Williams ist ziemlich aufwändig: Die mazerierten, Früchte werden vergorenen und im Topf destilliert, wobei für einen Liter etwa 10 bis 30 Kilogramm Birnen benötigt werden. Anschließend reift der Branntwein bis zu zehn Jahre in Glas- oder Edelstahlbehältern, bevor er in Flaschen abgefüllt wird. Wenn er mit einer ganzen Birne in der Flasche auf den Markt kommt, so heißt diese Verpackung „prisonnière“. Der Trick ist, im Frühjahr Flaschen über die Fruchtknospen zu schieben, damit die so „eingesperrten“ Früchte darin wachsen können. [6]

Auch bei den Williams Birnen ist leider die weitere Versorgung durch den Klimawandel gefährdet. So kam es beispielsweise in der Obstregion des Kantons Wallis am 24. Juli 2023 zu schweren, klimabedingten Hagelschäden, die nach Angaben des Schweizer Obstverbandes zu einem Verlust von rund 1500 Tonnen Birnen führten. Dadurch verringerte sich der Jahresertrag auf lediglich 46 Prozent des Vorjahresertrags. [7] Aber das ist noch nicht das Ende der Hiobsbotschaft. So berichtete das USA-Landwirtschaftsministerium am 31. August 2023, dass der Birnenanbau in der EU aufgrund des Klimawandels „nach Norden wandern wird“… Ein schlechtes Omen für die Schweizer Birnenbauer und deren Eau-de-vie de poire du Valais!


Selbst die Sukkulenten!

Limoncello und Poire William sind nur zwei von vielen klimagefährdeten Obst- und Fruchtspirituosen. Aber andere Spirituosen sind ebenfalls betroffen. Wie ein weiterer Artikel in dieser Serie zeigen wird, sind auch die wilde Agave, die die Grundlage für Mezcal ist, und insbesondere die blaue Weber-Agave, also die Grundlage für Tequila, gefährdet. Sollten diese Sukkulenten einmal ganz verschwinden, so wird mit ihnen auch einer der beliebtesten Cocktails der Welt verloren gehen: die Margarita!


Quellen

1. Australian Department of Foreign Affairs and Trade, technical Sheet, Geographical Indication, Schwarzwälder Kirschwasser.
2. Australian Department of Foreign Affairs and Trade, technical Sheet, Geographical Indication, Südtiroler Marille.
3. Liezel Norval-Kruger, “Amalfi lemons, why are they so special,” eatsplorer, 10. Juli, 2022.
4. Sarah Neish, “Amalfi lemons under threat from climate change,” the drinks business, 2. Juli, 2022.
5. Nick Squires, “How climate change threatens famed Amalfi coast,” The Christian Science Monitor, 1. Januar, 2017.
6. David Wonrich, Herausgeber, Oxford Companion to Spirits and Cocktails, Oxford University Press, 2021.
7. Schweizer Obstverband Medien Mitteilung: “Below-average Swiss table stone fruit harvest expected,” 24. August, 2023.

 
Sie wollen bei den aktuellen Themen der Getränkeindustrie am Ball bleiben? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter mit allen wichtigen Infos zur BrauBeviale und vielfältigen Storys aus der Getränkebranche.
Powered by BrauBeviale

Weiter Artikel aus der Serie zu Getränkerohstoffen und Klimawandel: 

close

Diese Inhalte oder Funktionen stehen der myBeviale.com Community zur Verfügung. 
Bitte registriere Dich oder melde Dich mit Deinen Login-Daten an.