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Margarita Endstation für die Margarita?
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Wie der Klimawandel Spirituosen auf Agavenbasis bedroht

Trinken wir bald unsere letzte Margarita? Tequila, eine in der EU geografisch geschützte Spirituose aus Mexiko, wird aus gepresster blauer Agave (Agave tequiliana) hergestellt und ist die Hauptzutat in der Margarita. Doch die Zukunft des Tequilas ist gefährdet, da der Klimawandel u.a. die Migration des wichtigsten Bestäubers der Agave, der Langnasenfledermaus, beeinträchtigt. Der Artikel zeigt, wie sich der Klimawandel auf die Herstellung der weltweit beliebten Spirituose auswirkt.

Tequila, ein Destillat aus der blauen Agave

Was wäre die Welt ohne Tequila, der wichtigsten Zutat in Amerikas beliebtestem Cocktail – der Margarita? Gemischt mit Triple Sec und Limette, mit einem Hauch Salz am Glasrand – die Margarita ist mehr als nur ein Getränk. Sie verkörpert einen globalen Lebensstil! Dieser Cocktail wurde durch Jimmy Buffets Hit „Margaritaville“ aus dem Jahr 1977 verewigt und gilt seither in der Psyche des Verbrauchers als Symbol eines vollen Lebens mit Sonne, Strand und Partys. Der Cocktaill wurde sogar mit Feiertagen wie dem Internationalen Margarita Tag am 22. Februar, dem britischen Margarita Rumble und dem Sydney Margarita Madness geehrt ... Und unzählige Bars und Restaurants tragen mittlerweile „Margarita“ in ihrem Namen.

Angesichts des weltweiten Erfolgs von Margarita ist Tequila selbst zu einem Star geworden. Pur oder auf Eis serviert, hat diese Spirituose aus einem Destillat der blauen Agave (Agave tequiliana) den Markt für so umsatzstarke Premiummarken wie Jose Cuervo und Patrón beflügelt. Auch sind viele Prominente auf den Tequila-Zug gesprungen und bieten ihre eigenen Labels an. Dazu vermarket der Schauspieler George Clooney seinen Casamigos; der Gitarrenvirtuose Carlos Santana seinen Casa Noble; und Basketballstar Michael Jordan seinen Concoro. Sogar die aktuelle Ikone Taylor Swift wurde kürzlich mit einer Dose Casa Azyla Tequila-Soda fotografier. Es gibt kaum besseres Marketing als die Unterstützung von Starpower ...
 

Geschützte Herkunftsbezeichnung und Tequila-Export

Auch international ist Tequila offiziell anerkannt. So gewährte die Europäische Union dieser Spirituose im Jahr 1976 den Schutz einer geschützten geografischen Angabe; und 1994 wurde sie auch im Nordamerikanischen Freihandelsabkommen zwischen den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko als „charakteristisches Getränk Mexikos“ anerkannt.

Kein Wunder also, dass Tequila-Exporte aus Mexiko nach Angaben des Consejo Regulador de Tequila (CRT), dem Tequila-Regulierungsrat, im Jahr 2023 um 2,4 Prozent bis auf 420 Millionen Liter stiegen – und das nach einem Exportvolumen von 416 Millionen Litern im Jahr 2022, welches ebenfalls ein historisches Rekordjahr für die Branche war. Laut einer von Yahoo!Finance veröffentlichten Tequila-Marktübersicht hatte der weltweite Tequila-Markt im Jahr 2023 einen Wert von etwa 5,637 Milliarden US-Dollar und soll angeblich bis 2030 auf fast 8 Milliarden US-Dollar steigen. Aber können die Tequila-Brennereien angesichts dieser Nachfrageprognose mit ihrem Ausstoß Schritt halten? Diese Frage bringt uns unvermeidlich auf die Zukunftsaussichten des einmaligen landwirtschaftlichen Rohstoffs dieser Spirituose, der blauen Agave.
 
 
Agavenernte Ein Bauer schneidet Agavenblätter mit einem speziellen “Coa” Werkzeug

Eine vom Terroir-geprägte Spirituose

Die Blaue Agave bevorzugt nährstoffreiche und sandige Böden sowie Höhenlagen von über 1.500 Meter. Sie gedeiht in vielen subtropischen Regionen Mexikos und sogar in Teilen von Arizona, Kalifornien, Hawaii und New Mexico. Eine aus dieser Pflanze hergestellte Spirituose gilt jedoch nur als authentisch, wenn sie in den fünf mexikanischen Bundesstaaten Jalisco, Guanajuato, Michoacán, Nayarit und Tamaulipas hergestellt wird. So sagt es die mexikanische Gesetzesvorschrift. Das Destillat hat seinen Namen von der Stadt Tequila und dem gleichnamigen Tequila-Vulkan im Bundesstaat Jalisco. Dort gedeihen die Pflanzen besonders gut. Der mexikanische Tequila-Regulierungsrat erlaubt zwei verschiedene Zertifizierungen: „Tequila 100 % de Agave“ und „Tequila Mixto“. Letztere Spirituose muss zu mindestens 51 % aus gepresster blauer Agave bestehen, wobei Zuckerprodukte in der Regel den Rest der vergärbaren Kohlehydrate ausmachen.


Der feine Unterschied zwischen Tequila und Mezcal

Tequila darf nicht mit einer anderen mexikanischen Terroir-Spirituose namens Mezcal verwechselt werden, die laut der Herkunftsbezeichnung nur in den Bundesstaaten Oaxaca, Guerrero, Guanajuato, Michoacán, Zacatecas, San Luís Potosí, Tamaulipas, Durango und Puebla produziert werden darf.

Während Tequila nur aus blauer Agave hergestellt werden darf, kann jeder beliebige Agavensaft für Mezcal verwendet werden. Von den etwa 20 am meisten verwendeten Sorten ist Espadin (Agave angustifolia), ein Vorfahre der blauen Agave, die bevorzugte. Damit ist jeder Tequila auch ein Mezcal, aber nicht jeder Mezcal ein Tequila – genau wie jeder Bourbon ein Whisky, aber nicht jeder Whisky ein Bourbon ist. Hingegen dürfen außerhalb von Mexiko hergestellte Spirituosen auf Agavenbasis niemals als Tequila oder Mezcal bezeichnet werden.

 
 
Agavenfeld Ein Agavenfeld in Mexiko

Die blaue Agave: Eine uralte Pflanze in einem komplizierten Ökosystem

Für die Ureinwohner im vorspanischen Mexiko war die Blaue Agave eine heilige Pflanze. Sie gehört zur Familie der Sukkulenten Asparagaceae. Sie kann über 2 Meter wachsen und bis zu 500 Kilogramm wiegen. Der Kern, Piña auf Spanisch, ist sehr zuckerreich und besteht fast ausschließlich aus Fruktose (Fruchtzucker), also einem komplett vergärbaren Monosaccharid.

Der kritische Punkt im Agavenanbau ist die ungewöhnliche Art der Fortpflanzung der Agave. Sie benötigt ausschließlich einmalige Bestäuber. Als Form einer extrem spezialisierten Symbiose handelt es sich dabei um schwangere (also weibliche) Wanderfledermäuse zweier Arten, der Kleinen Langnasenfledermaus (Leptonycteris yerbabuenae) und besonders der vom Aussterben bedrohten Mexikanischen Langnasenfledermaus (Leptonycteris nivalis). Laut Bat Conservation International bieten die nektarreichen Agavenblüten den Fledermäusen wichtige Nahrung, während die Blüten nach der Bestäubung Tausende von Samen freisetzen, die neue Pflanzen werden können. Danach sterben die Wirtspflanzen ab. Somit sind Fledermäuse und Agaven Teil eines einzigartigen Ökosystems, in dem beide zum Überleben völlig voneinander abhängig sind.


Kann die Agave Produktion mit der Nachfrage Schritt halten?

Bis in die frühen 1980er Jahre war Tequila nur eine traditionelle, handwerklich hergestellte Spirituose, die außerhalb Mexikos nur selten genossen wurde. Die Natur hielt das delikate Ökosystem der Agaven und Fledermäuse im Gleichgewicht. Nach dem „Jimmy Buffet“-Boom begannen die Agave Bauer jedoch, ihre Prozesse zu industrialisieren, um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden. Mit dem Ziel, innerhalb ihrer klar definierten geografischen Anbaugebiete maximale Erträge zu erwirtschaften, kultivierten sie riesige Bestände mit genetisch ähnlichen blauen Agaven, weshalb Tausende von Hektars mit Pflanzen praktisch ohne Biodiversität bewirtet wurden. Dabei wurde fast der ganze Agavenanbau zu einer Monokultur, was im Falle eines Krankheitsbefalls ganze Ernten gefährden könnte. Wissenschaftler warnten damals vor solch einem Risiko, aber sie wurden ignoriert … und an Klimawandel dachte damals sowieso noch keiner.


Auswirkungen des Klimawandels auf den Agavenanbau

Natürlich trat das Unvermeidliche gegen Ende der 1980er Jahre ein: Agaven begannen auf dem Feld zu faulen und die mit Zucker gefüllten Piñas wurden nutzlos. Die Ursache: Schädlinge und Krankheiten, die damals auf Spanisch als TMA (tristeza y muerte de agave, „Trauer und Tod der Agave“) zusammengefasst wurden. Dann kam der Klimawandel: In den Jahren 1996 und 1997 veränderte sich das Wetter in den wichtigsten Agavenanbaugebieten entlang der Südwestküste Mexikos. Laut Rex Dalton im Nature Magazine „wirkten die wärmeren Temperaturen und die zunehmenden Niederschläge verheerend auf die Pflanzen ein.“ Besonders verheerend war der Befall von Erwinia carotovora (einem Bakterium), Fusarium oxysporum (einem Pils) und Scyphophorus acupunctatus (einem auf Agave spzialisierten ein Rüsselkäfer). Agavepflanzer müssen oft jahrelang ihre Felder bewirtschaften, bevor sie ihr erstes Geld verdienen. Sie standen nun mit ihren wertlosen Agaven vor dem Nichts; und viele beschlossen, das Agavenpflanzen ganz aufzugeben, nur um ihre Verluste zu reduzieren. Nach Schätzungen gingen damit die Anbauflächen um mehr als 25 % zurück.“ 

Seitdem hat sich der Klimawandel beschleunigt und die Herausforderungen für die Blaue Agave haben sich verschärft. Omanjana Goswami, eine Lebensmittel- und Umweltwissenschaftlerin der Union of Concerned Scientists, fasste 2023 in einem Interview mit CNN die Lage wie folgt zusammen: „Der Lebenszyklus der Agave ist zu fragil, um dem durch die Klimakrise verursachten großen Wetterpeitschenhieb standzuhalten.“

Der Klimawandel hat auch große Auswirkungen auf die Interaktionen zwischen Arten wie die Symbiose zwischen den blühenden Agaven und den wandernden Fledermäusen. Während die Fledermäuse Nektar aufnehmen, bleiben auch Pollen an ihnen hängen, die diese verteilen, was die Verbreitung neuer Pflanzen unterstützt. Bei steigenden Temperaturen und extremen Witterungsbedingungen besteht jedoch für die Bestäuber, die sowieso schon vom Aussterben bedroht sind, ein erhöhtes Überlebensrisiko. Wie Bat Conservation International auf seiner Website feststellt: „Verbunden in Geburt, Leben und Tod … Fledermäuse und Agaven sind gegenseitig miteinander verschlungen.“


Es geht um mehr als nur Tequila

Angesichts der wachsenden Erkenntnis, dass Klimawandel nun Realität ist, arbeiten Naturschützer, Wissenschaftler, Landwirte und Produzenten heutzutage zunehmend zusammen, um die Herausforderungen, mit denen sowohl die Agaven als auch die Fledermäuse konfrontiert sind, zu meistern. Dazu gehört die Entwicklung nachhaltiger Strategien zur Rettung der Fledermäuse, der Wiederherstellung von Agavenkorridoren und der wirtschaftlichen Unterstützung der betroffenen Kommunen – alles mit dem Ziel der Umstellung auf nachhaltige Agrar- und Geschäftspraktiken.

Diese Bestrebungen werden mehr bewirken als nur die Rettung einer Spirituose. Sie stellen auch einen bedeutenden Beitrag zur Rettung unseres Planeten dar!
 

Quellen


1. Baker, Aryn, “Tequilla is About to Become the U.S.’s Most Popular Spirit. That’s bad for the Environment,” Time, 5. May, 2023
2. Bat Conservation International; www.batcom.org
3. Consejo Reuladoe de Tequila (CRT) website: ww.crt.org   
4. Desmet, Kobe, “A Quick Guide to Agave Spirits,” moonshineuniversity.com
5. Elton, Charlotte, “Skyrocketing demand, climate change and an endangered bat could threaten your favourite cocktail,” euronews.green, 22. Februar, 2023
6. Gómez-Ruiz, Emma P. & Lacher, Thomas E. Jr., “Climate change, range shifts, and the disruption of a pollinator-plant complex.” Scientific Reports, www.nature.com/scientific reports, September 5, 2019
7. Micallef, Jospeh V., “Tequila’s Next Challenge: Agave Spirits from Australia,” Forbes, 17. November, 2021
8. “Mexico: Tequilla exports to rise by 2.4 percent in 2023”, freshlybottled.com, January 8, 2024
9. Passey, Charles, “Forget tequila and mezcal. Bacanora is now the Mexican spirit you should be drinking,” Market Watch, 21. Januar, 2024
10.Ramirez, Rachel, “Why the climate crisis may be coming for you margarita,” CNN.com, 22. Februar, 2023
11. Smith, Christian, “The most popular cocktail in the U.S. so far in 2023,” The Drinks Business, 14. Februar, 2023
12. Yahoo!Finance, Tequila Market Size, https://finance.yahoo.com/news/tequila-market-size-7944-53-104000051.html 
 
 
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