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Eine Frauenhand klebt einen Punkt auf ein Post-it auf dem gleiche Bezahlung steht. „Insbesondere als Frau solltest du deutlich sagen, was du willst"
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women4beverages: Unbewusste Vorurteile, bewusste Karrierestrategien

women4beverages, das neue auf der BrauBeviale gegründete Netzwerk, feierte Premiere mit einem Impulsvortrag zu einem grundlegenden Thema: Karrierestrategien für Frauen. Die Sprecherinnen der Online-Auftaktveranstaltung waren die Mitgründerinnen und Human-Resources-Expertinnen Sylvia Etter, Geschäftsführerin des deutschen Büros der Personalberatung Etter & Partner, und Linh Nguyen, HR-Managerin bei BarthHaas. Der Vortrag der beiden Fachfrauen drehte sich um Ungleichbehandlung, unbewusste Vorurteile und bewusste Karriereplanung.

Sylvia Etter & Linh Nguyen Sylvia Etter und Linh Nguyen

Erstes Online-Event von women4beverages 

„So könnte ich vor 15 Jahren gedacht haben“, sagte Sylvia Etter eingangs. Sie bezieht sich damit auf den Veranstaltungstitel „Gleichstellung für Frauen – Brauch ich nicht, ich kann was.“ Dass die Forderung nach gleicher Bezahlung und Behandlung mehr denn je ein Thema ist, davon konnten sie und Linh Nguyen den Kreis von 15 Teilnehmerinnen und einem Teilnehmer überzeugen. Ja, auch interessierte Männer sind bei women4beverages willkommen! Nguyen betonte: „Fast die Hälfte der deutschen Arbeitskräfte sind weiblich, aber in den Unternehmen der Getränkeindustrie arbeiten immer noch deutlich mehr Männer als Frauen – vor allem in der Herstellung beträgt der Frauenanteil lediglich rund 20 Prozent.“ 


Gender Pay Gap wirkt sich auf die Rente aus

Sylvia Etter, die unter anderem auch als Gast-Dozentin für „Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion“ an der Universität von Amsterdam unterrichtet, präsentierte eingangs unmißverständliche Fakten: „Deutschland macht im Ländervergleich Rückschritte“, sagte sie. Laut dem Global Gender Gap rangierte Deutschland unter insgesamt 156 Ländern in puncto „Wirtschaftliche Teilhabe von Frauen“ im Jahr 2006 noch auf Platz 32, 15 Jahre später nur noch auf Platz 62. Der „Gender Pay Gap“ (Einkommensunterschied) liegt 2006 laut statistischem Bundesamt bei 18 Prozent unbereinigt (im Durchschnitt aller Einkommen) zugunsten der Männer (6 % bereinigt). „Ab dem Alter von 30 Jahren werden die Unterschiede größer“, so Etter, „es dauert ungefähr 100 Jahre, um diese Lücke zu schließen.“ Schon jetzt wirke sich dieses Gefälle auf die Renten aus. Das durchschnittliche jährliche Alterseinkommen der Männer liegt demnach bei 25.400 Euro, das der Frauen bei 17.800 Euro. „Das Gefälle ist erheblich. Es macht Sinn, sich bewusst zu machen, woran es liegt und welche Faktoren hier eine Rolle spielen“, so Etter. 

 

Frauen wird im Berufsleben mit unbewussten Vorurteilen begegnet

Dass das Geschlecht oft entscheidend ist, darüber gibt das „Gender Salary Experiment“ von Terre Des Femmes Aufschluss, das Etter vorstellte. Darin bewarb sich eine Transgender-Person einmal als Mann und einmal als Frau auf die gleiche Stelle mit demselben Lebenslauf. Durchgehend wurde dieser Person als Mann mehr Gehalt angeboten als als Frau – zum Teil um 33 Prozent mehr. Auch bei der Besetzung hoher Posten sind Frauen unterrepräsentiert: „Die Gläserne Decke ist definitiv da. Und zwar signifikant“, betonte sie. Grundlage dieser Erkenntnis sind u. a. Statistiken über den Anteil von Männern vs. Frauen in MDAX-Vorständen. Während 2015 Männer mit Namen Thomas allein 4,7 Prozent aller Vorstandsposten besetzten, betrug der Gesamtanteil aller Frauen lediglich 2,6 Prozent. Erfreulich sei, so Etter, dass sich dieses Bild verändert hat und inzwischen 18 Prozent der Vorstände weiblich sind. 

Was den Einstellungsprozess betrifft, so zeigte eine von Etter präsentierte Untersuchung, dass die Chancen für Frauen nicht proportional mit dem Anteil der Bewerberinnen steigen. Genauer gesagt: Wenn sich nur eine Frau unter den Kandidaten befindet, besteht statistisch gesehen null(!) Chance, dass sie den Job bekommt. Erst bei einem 75-prozentigen Frauenanteil liegt die Wahrscheinlichkeit, dass eine Frau ausgewählt wird, über 50 Prozent. „Also hier spielen unbewusste Vorurteile eine große Rolle“, so Etter. 

Vorurteile werden auch deutlich in der kollektiven Wahrnehmung und Bewertung erfolgreicher Kollegen. So zeigt die „Heidi-vs.-Howard-Studie" der Harvard Universität, dass eine Frau, die Karriere gemacht hat, als unbescheiden, macht-hungrig und selbstherrlich eingeschätzt wird – man möchte lieber nichts mit ihr zu tun haben. Ein erfolgreicher Mann dagegen, gilt als Supertyp, mit dem man gern was unternimmt. Hartnäckig halte sich überdies die Meinung, dass harte Arbeit nichts für Frauen sei. „Das haben wir auch in der Getränkebranche“, so Etter. Gerade in der Produktion gäbe es Arbeitsplätze, die von körperlicher Tätigkeit geprägt sind. „Nicht jede möchte das machen“, sagt sie, „aber es geht darum, wenn eine Frau das will und kann, sollte sie die gleichen Chancen bekommen.“ 

 

Tipps für bewusste Karriereentwicklung von Frauen in der Getränkeindustrie

Angesichts der Vorurteile auf vielen Ebenen gilt: Je klarer sich Frauen dessen bewusst sind und je klarer sie sich aufstellen, umso leichter können sie diese Hürden nehmen. Linh Nguyen, Expertin für Employer Branding, gab dazu wertvolle Tipps.

 

Tipp 1: Selbstreflexion

„Bewusste Karriereentwicklung beginnt mit Selbstreflexion und Zielsetzung“, so Ihr erster Tipp. Sie kenne aus Entwicklungsgesprächen, dass Mitarbeiterinnen oft unklar sind: „Ich möchte mehr machen, aber sag Du mir, was ich tun muss, um mich zu entwickeln.“ Besser sei es, selbst die eigenen Stärken, Interessen und Werte zu identifizieren, die eigenen Erfahrungen und Leistungen zu reflektieren und sich daraufhin ambitionierte Ziele zu stecken. „Ohne Scheu sich immer wieder Feedback von anderen einzuholen, stärkt nicht nur die Eigenwahrnehmung, sondern auch, wie Dich andere in Deinem direkten Umfeld wahrnehmen“, so Nguyen.

 

Tipp 2: Sichtbarkeit

Ihr zweiter Tipp baut auf dieser Klarheit auf: „Sichtbarkeit ist das A und O – habe keine Angst vor Selbstmarketing und zeige Deine Stärken.“ Auch hier gehe es darum, sich bewusst zu machen, welche Themen will ich besetzen und wo liegen meine Kernkompetenzen. Auf dieser Basis falle es leichter, „aus der Deckung heraus zu kommen, sich aktiv einzubringen und die eigene Rolle klarer zu prägen“, so Nguyen. Selbstmarketing basiere immer auf konkreten Handlungen und guten Leistungen. Daraus ergebe sich Sichtbarkeit. Dazu passend das Zitat der deutschen Unternehmerin Tijen Onaran: „Man muss nicht laut sein, um sichtbar zu sein.“

 

Tipp 3: Networking und Mentoring

Tipp Nr. 3: „Networking und Mentoring – verbinde dich für Erfolg.“ – Netzwerken, intern wie extern, verbessere die eigenen Karrierechancen und stärke auch das Unternehmen. Es sei nicht von ungefähr oft ein wichtiger Punkt in der Stellenbeschreibung. Nguyen ermutigt Frauen, sich aktiv Sparings-Partnerinnen und -Partner zu suchen, Kontakte zu knüpfen und diese zu pflegen, beispielsweise durch „strategisches Kaffeetrinken“. Beim Mentoring gehe es darum, von dem Wissen und den Erfahrungen einer anderen Person zu lernen und in den direkten Austausch zu gehen. Sie rät: „Es spricht nichts dagegen, eine inspirierende Person anzusprechen und um Mentoring zu bitten. Die meisten reagieren darauf positiv, denn es ist ja in erster Linie auch ein Kompliment.“

 

Tipp 4: Kommunikationsfähigkeit

Tipp Nr. 4: „Stärke Deine kommunikativen Fähigkeiten für eine erfolgreiche Karriere!“ Dabei spielt der gesamte Auftritt eine Rolle, wie auch Sylvia Etter betonte. Denn nach dem Kommunikationsmodell von Albert Mehrabian haben Worte an der Verständigung nur einen Anteil von 7 Prozent. Viel wichtiger seien der Tonfall (38 %) und vor allem die Körpersprache (55 %). Konkret bedeute dies beispielsweise eine aufrechte Sitzhaltung, ein freundlicher, aber bestimmter Tonfall sowie die Rede im Indikativ-Modus. „Gerade Frauen reden gern im Konjunktiv: ,ich hätte eine Idee‘ statt ,ich habe eine Idee‘, weil sie meinen, das klingt freundlicher. Es wirkt aber weniger selbstbewusst“, so Nguyen. 
Selbstbewusstes Auftreten sei schließlich auch in Gehaltsverhandlungen von Vorteil. In diesem Zusammenhang wies Nguyen auf das Entgelttransparenzgesetz hin, das die Transparenz der Gehaltsstrukturen fördert. Es soll vor allem Frauen helfen, ihren Anspruch auf gleiches Entgelt bei gleichwertiger Arbeit durchzusetzen. Unter bestimmten Voraussetzungen, beispielsweise in Betrieben mit mehr als 200 Beschäftigten, haben Beschäftigte Anspruch, die Höhe des für die Vergleichstätigkeit gezahlten Gehaltes zu erfahren.

 

Tipp 5: Komfortzone verlassen und klare Ansagen machen

Der letzte Tipp von Linh Nguyen spannte den Bogen wieder zum Anfang: „Karrierevisionen kommunizieren, Chancen ergreifen und bewusst die Komfortzone verlassen!“ Sie betonte: „Insbesondere als Frau solltest du deutlich sagen, was Du Dir als nächstes vorstellst, weil sonst Männer unbewusst davon ausgehen, dass Du nicht weiterkommen willst – sonst würdest Du es ja sagen.“ In der Praxis erlebe sie immer wieder versteckte Äußerungen à la „sie will bestimmt noch eine Familie gründen.“ Um so wichtiger sei es, wenn eine Frau weiterkommen möchte, dass sie die eigenen Ziele mitteilt.
Abschließend bestärkten Linh Nguyen und Sylvia Etter die Frauen, sich von Absagen oder Rückschlägen nicht entmutigen zu lassen. Wer es erst beim zweiten oder dritten Anlauf schafft, beweise Durchhaltevermögen! Und letztlich dienen alle Erfahrungen der Karriere, so Nguyen: „Sometimes you win, sometimes you learn!“ lautet ihr Wahlspruch.

Sylvia Etter arbeitet seit über 20 Jahren als HR Executive für AT&T, eines der weltweit größten Telekommunikationsunternehmen, und betreut dort 12.000 Mitarbeiter in 52 Ländern. Wie sie sagt, engagiert sie sich als Mentorin und Coach für Mitarbeitende und Führungskräfte gleichermaßen. Dabei liege ihr die Karriereentwicklung von Frauen besonders am Herzen. Etter wird regelmäßig als Sprecherin für internationale HR Konferenzen gebucht. Zudem ist sie Gast-Dozentin für den Zertifizierungskurs „Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion“ an der Universität von Amsterdam. 2021 stieg sie bei Etter & Partner ein, eine Personalberatung für die Getränkebranche. 

Linh Nguyen arbeitet als HR-Managerin bei BarthHaas, der weltweit führende Anbieter von Hopfenprodukten und Dienstleistungen rund um den Hopfen. In rund zehn Jahren ihrer Tätigkeit im HR-Umfeld hat sie sich als Expertin für erfolgreiche Arbeitgebermarken profiliert. Sie engagiert sich für Mitarbeiterbindung und die Gestaltung eines inklusiven Arbeitsumfeldes. Seit 2022 arbeitet sie bei BarthHaas an spannenden Projekten in den Bereichen Employer Branding, Recruiting und Personalentwicklung und begleitet so dank ihres fachlichen Background die gesamte Candidate-Employee-Journey.


Über women4beverages
Frauen der Getränkebranche, ihren Erfahrungen, Perspektiven und Leistungen Raum und Sichtbarkeit zu geben, ist ein wesentliches Motiv des offenen Netzwerks. Gefolgt von der Absicht, das Netzwerk konstruktiv zu nutzen für sinnvolle Projekte, gewinnbringende Geschäfte und Lösungen für eine neue Zeit. Das Netzwerk lebt vom Engagement der Frauen, die sich anschließen und einbringen. women4beverages ist inklusiv – interessierte Männer, Unterstützer und Botschafter, dürfen sich ebenfalls anschließen. Hier geht's zur LinkedIn-Gruppe.
 
 
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Lesen Sie mehr über women4beverages in unserer Artikelserie. Hier geht es zum Portrait von Sandra Gresser.
 
 
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