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Authentisch und ehrlich
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Sylvia Kopp im Gespräch mit Sandra Gresser
„Völlig unspektakulär“, sagt Sandra Gresser ungerührt, wenn man sie fragt, was denn das Spannende an Tanks sei. „Sie halten ewig, müssen kaum gewartet werden und gehen selten kaputt. Schon merkwürdig, dass es dafür einen Markt gibt“, so die geschäftsführende Inhaberin des Tankbau-Unternehmens Gresser GmbH in Regensburg – diesmal mit leicht verschmitztem Unterton. Die ungeschminkte Art, mit der die 46-Jährige über sich und ihr Geschäft redet, nimmt einen sofort für sie ein.
Glücklicherweise, fährt sie fort, vergrößern sich Brauereien oder bauen um, und dann bräuchten sie neue: „Tanks ein klein wenig spannender zu machen und damit technisch und ästhetisch zur Wertschöpfung der Brauereien beizutragen, das ist die Herausforderung.“ Dies gelingt Gresser vor allem mit den offenen Gärtanks, auf die sich die Firma spezialisiert hat. 2006 haben sie dafür sogar als erste einen Reinigungsring eingebaut, der die Hygiene verbessert und die Arbeit im Gärkeller extrem erleichtert. Dabei fällt auf, dass alles aus dem Hause Gresser – Gärtanks, ZKGs und Lagertanks, ob klassisch oder liegend – nicht nur qualitativ hochwertig ist sondern auch optisch was hermacht. Darauf ist die Firmenchefin stolz. Ihre Kunden auch. Die Referenzliste ist beachtlich: Russian River in Kalifornien, Rittmayer in Franken, Trumer in Salzburg – Gresser Tanks sind weit verbreitet.
Das Erbe weiterführen
2004, nach ihrem BWL-Studium, ist Sandra Gresser in den vor 150 Jahren gegründeten Familienbetrieb eingestiegen. „Ich wollte es anfangs nicht machen“, gibt sie zu. Ihr Vater Christian Gresser sei eine streitbare Person, das habe die Entscheidung nicht gerade erleichtert. Aber klar war auch: „Ich bin die einzige Tochter. Und es gibt keine Alternative, den Familienbetrieb, der zwei Weltkriege und zwei Währungsreformen überlebt hat, weiterzuführen“, erzählt sie. Der Respekt vor dieser familiären Leistung und die innere Verpflichtung, das Erbe fortzuführen, haben alle Vorstellungen von Selbstverwirklichung überwogen. Überhaupt sei das ja auch eine Illusion, so Gresser: „Für eine Karriere als Angestellte musst Du Dich auch anpassen und abwägen, wo Du überhaupt reinpassen möchtest.“ Da habe sie sich für die Selbständigkeit entschieden.
Sich zusammen raufen
14 Jahre lang hat Sandra Gresser neben ihrem Vater gearbeitet und sich mit ihm die Geschäftsleitung geteilt. Dabei hat sie bewiesen, dass sie sich anpassen kann und zum Glück auch die Gabe der Durchsetzung besitzt. „In regelmäßigen Abständen hat es ordentlich gekracht“, beschreibt sie die Anfänge, „wir sind halt Familie, wissen genau, wie der andere tickt und welche Knöpfe zu drücken sind. Da gehen schon mal die Sicherungen durch.“ Am nächsten Tag sei sie trotzdem wieder dagewesen. Irgendwann seien die Konflikte weniger geworden: „Wir haben gelernt, was wir aneinander haben.“
Das Technische erobern
Ihr Vater, der 51 Prozent der Anteile hielt, stellte hohe Ansprüche an seine Tochter. Er habe sich um alles Technische gekümmert, sie um das Kaufmännische, so die verordnete Aufgabenteilung. „Aber das Technische hat mich auch interessiert. Ich hab es mir selbst beigebracht, hab Fachliteratur gelesen oder unsere Mitarbeiter gefragt“, erzählt sie. Schließlich konnte sie sich behaupten und im Vertrieb mitarbeiten. „Die ersten anderthalb Jahre waren harte Arbeit. Danach haben wir gut zusammen gearbeitet“, resümiert Gresser. Heute weiß sie, dass sie sich kein besseres Vorbild hätte wünschen können: „Mein Vater ist ein guter Geschäftsmann, sehr souverän. Und er kann wunderbar mit Kunden umgehen. Da habe ich viel von ihm gelernt.“ Zum Beispiel grundlegende Werte wie Ehrlichkeit und Authentizität – „nur dann wird man auch ernst genommen“, so Gresser.
Radikale Übergabe
„Nachdem mein Vater ganz überraschend ausgestiegen ist, hat meine Selbständigkeit eine neue Dimension bekommen“, erzählt sie. Sandra Gresser übernahm 2018 das Familienunternehmen ganz – als erste Frau und in der vierten Generation. „Mein Vater hat radikal alles an mich übergeben. Im ersten Jahr habe ich gefühlt mit 20 Bällen jongliert, mit denen ich mich nur halb auskannte.“ Erst allmählich wurde ihr bewusst, dass sie Dinge nun selbst verändern kann. So gestaltete sie manches behutsam um und entwickelte ihren eigenen Führungsstil: „Mitarbeiterführung lernt man, indem man’s macht. Insbesondere die unangenehmen Aufgaben wie beispielsweise Kündigung.“ Wichtig sei ihr dabei ihre Glaubwürdigkeit und „dass ich mich nicht als was Besseres sehe als die Mitarbeiter.“ Ihr Unternehmen zählt 65 Mitarbeiter. Für die kommenden Jahre stehen die Renovierung der Werkhallen, Modernisierung und Automatisierung auf Sandra Gressers Agenda. Ein besonderer Fokus liegt auf einer autarken Energieversorgung mit Hilfe von Fotovoltaik. „Mein Vater hat mir große Aufgaben hinterlassen, da ist viel zu tun“, sagt sie – klar und vorwurfsfrei.
Aus dem Schatten herausgetreten
„Es gibt in der Braubranche wenige aber durchweg gestandene Frauen in Führungspositionen“, sagt Sandra Gresser „für Frauen ist es schwerer, weil da immer auch das Familienthema im Hintergrund steht.“ Sie selbst weiß dies am besten. Ihr Sohn ist 17 Jahre alt. Sie hat ihn großgezogen, während sie die Geschäfte führte – ohne Homeoffice oder freie Tage für Kindesbetreuung. Eine Frau habe immer zwei Rollen, sagt sie, das sei eine große Herausforderung. So freut sie sich, wenn sie Branchenkolleginnen wie Victoria Schubert von der Karg Brauerei, Marlies Bernreuther von der Pyraser Brauerei, Gabriele Lemke von der Hirschbrauerei Honer oder Gisela Helene Meinel-Hansen von der Meinel Bräu sieht. Auch hier findet sie klare Worte: „Auf die ein oder andere Weise mussten wir uns alle beweisen und aus dem Schatten unserer Väter heraustreten. Und wir haben es alle gut geschafft, uns zu behaupten.“ Sandra Gresser kann zurecht stolz auf ihre geschäftlichen, familiären und persönlichen Leistungen sein.
Ebenfalls in der Reihe women4beverages erschienen:
women4beverages: Michaela Habbel, CEO of Destillerie & Brennerei Heinrich Habbel
women4beverages: Giovanna Merloni, founder of the farmhouse brewery IBeer
women4beverages: Barb Grossenbacher, Edelwhite Gin
women4beverages: Anne-Françoise Pypaert, brewmaster of Orval
women4beverages: Garlonn Kergourlay, brewery consultant
women4beverages: Julia and Marie Wasem from the start-up winery Wasem Doppelstück
women4beverages: Jasmin Haider-Stadler, Waldviertler Whisky J. H.
women4beverages: Katharina Kurz, BRLO