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Tetranychus urtica, die hopfenzerstörende Spinnmilbe (links), ist die Lieblingsspeise von Phytoseiulus persimilis, einer von zwei Raubmilbenarten (rechts), die Hopfenbauern helfen schädlicher Milbenbefälle zu bekämpfen. (J. Holopainen, Tetranychus urticae; Attelabus, Phytoseiulus persimilis; beide Wikimedia, public domain Tetranychus urtica, die hopfenzerstörende Spinnmilbe (links), ist die Lieblingsspeise von Phytoseiulus persimilis, einer von zwei Raubmilbenarten (rechts), die Hopfenbauern helfen schädlicher Milbenbefälle zu bekämpfen. (J. Holopainen, Tetranychus urticae; Attelabus, Phytoseiulus persimilis; beide Wikimedia gemeinfrei)
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Nachhaltiger Hopfenanbau im Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie

Es gibt Hunderte von Hopfenschädlingen und -krankheiten, alle mit ihren eigenen Wetter- und Bodenanforderungen. Daher überrascht es nicht, dass es auch ein endloses Sortiment von chemischen Gegenmitteln gibt – einige ziemlich harmlos, andere jedoch stark giftig. Das kann leicht zu Spannungen zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Erfordernissen beim nachhaltigen Hopfenanbau führen.

Table with key hop pathogens and their effect on hops adapted from Horst Dornbusch and Walter König, The Terroir of Hops, in The New Brewer, November/December 2019. Inhaltlich übernommen von Horst Dornbusch und Walter König, The Terroir of Hops, in The New Brewer, November/Dezember 2019

Schädlings- und Krankheitsbekämpfung im Hopfengarten: zwei Seiten einer Medaille


Jeder Schädling und Krankheitserreger im Hopfengarten (siehe Tabelle) gedeiht am besten unter ganz bestimmten Bedingungen. Manche mögen es heiß, manche kühl; manche nass, manche trocken. Manche vegetieren im Boden, andere schmarotzen auf den Pflanzen. Einige sind hopfenspezifisch, andere befallen mehrere Wirtspflanzen. Einige sind in bestimmten Hopfenanbaugebieten wie Mitteleuropa oder im Pazifischen Nordwesten der Vereinigten Staaten zuhause, während andere allgegenwärtig sind und sogar im abgelegenen Neuseeland vorkommen. Bei einigen handelt es sich um Viren (Proteinhülle gefüllt mit Ribonukleinsäure; RNA); bei anderen um Viroide (RNA ohne Proteinhülle). Einige gehören zur Familie der saftsaugenden Blattläuse, andere sind Milben, die sich von Blättern und Dolden ernähren. Wieder andere sind Pilz- oder Bakterienwelken.

Viele der chemischen Gegenmittel werden als Spray angebracht. Einige wirken schützend, andere heilend. Laut einer 2011 Studie der University of Vermont können z.B. Fungizide folgende Wirkstoffe enthalten (alphabetisch; eine Auswahl): Kupferhydroxid, Kupferoctanoat, Kupferoxychlorid, Kupfersulfat, Kupferhydroxid, Neemöl, Mineralöl, Paraffinöl, Kaliumbicarbonat, Kaliumdihydrogenphosphat, Kaliumsilikat oder Natriumtetraborohydrat-Decahydrat. Ein Grund für diese Vielfalt ist die Fähigkeit vieler Hopfenfeinde, nach längerer Einwirkzeit Resistenzen zu entwickeln. Einige Chemikalien zielen nur auf einen einzigen Schädling ab, während andere ein breites Spektrum von Krankheitserregern bekämpfen. So gibt es Sprays, die nur gegen den Falschen Mehltau wirken, während andere gegen den Falschen und den Echten Mehltau wirken. Wieder andere wirken z.B. gegen eine Kombination von Blattläusen, Milben und Echtem Mehltau, aber nicht gegen Falschem Mehltau. Jedoch gelten besonders die Fungizide auf Kupferbasis als potenziell schädlich für die Umwelt und unterliegen daher vielerorts – wie z.B. in der EU – strengen Vorschriften, welche einem Hopfenpflanzer selbst bei schweren Schädlingsinvasionen die Hände binden können.

Das Beispiel der Spinnmilbe


Es ist nicht möglich, hier alle Maßnahmen zu beleuchten, die den Hopfenpflanzern zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheiten zur Verfügung stehen. Aber die extrem schädliche Spinnenmilbe (Teranychus urticae) kann als Vorzeigebeispiel dienen. Sie saugt Säfte aus den Zellen der Blätter und Dolden, bis diese schrumpfen und abfallen, was die Qualität und Quantität der Ernte drastisch beeinträchtigen kann. Leider lieben diese Milben heiße und trockene Bedingungen, wie sie in den letzten Jahren aufgrund des Klimawandels immer häufiger, ausgedehnter und extremer wurden. Bei Temperaturen von etwa 13 bis 37 °C vermehren sie sich sogar exponentiell, indem sie während der wichtigsten Hopfenwachstumsperiode zwischen Juni und September fünf bis acht Generationen hervorbringen. Auch können sie auf Windströmungen bequem von einem Hopfengarten zum nächsten reiten. Erst wenn die Temperaturen im Herbst sinken, werden die Spinnenmilben inaktiv and können dann in Bodennähe in Pflanzenresten überwintern.

Ein solcher Lebenszyklus stellt besonderes für die Hallertau ein Problem dar, da sie das größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet der Welt ist. Dort produzieren Hopfenpflanzer auf nur 178 km2 etwa ein Drittel des weltweiten Hopfens. Als Referenz: Die amerikanische Hauptstadt Washington DC hat mit 177 km2 fast die gleiche Ausdehnung. Laut dem aktuellen Jahresbericht des Deutschen Hopfenforschungszentrums kam es im Jahr 2021 aufgrund der überwiegend feuchten Witterung mit nur wenigen heißen Tagen im Hochsommer zu einem geringfügigen Spinnmilbenbefall, wohingegen die anhaltende Trockenheit und Hitze im Jahr 2022 das Gegenteil bewirkten.

Zu den wirksamsten phytosanitären Maßnahmen gegen diese Milben zählen insektizide Seifen oder Öle, Öle auf Erdölbasis und pflanzliche Öle wie Neem-, Raps- oder Baumwollsamenöl, sowie verschiedene chemische Akarizide. Da Milben Wasser und hohe Luftfeuchtigkeit hassen, kann das Besprühen der Hopfenpflanzen – insbesondere der Unterseite der Blätter – mit Wasser auch den Milbenbefall unterdrücken. In Dürrejahren trägt das zusätzlich zur Wasserversorgung der hitzegestressten Pflanzen bei. In vielen mitteleuropäischen Hopfengärten – im Gegensatz zu denen in den USA – ist diese simple Methode jedoch aufgrund der fehlenden Bewässerungsinfrastruktur nicht möglich.

Integriertes Schädlingsmanagement


Umweltbewusste Hopfenpflanzer suchen heutzutage nach Alternativen zu chemischen Präparaten, indem sie einen neuen Ansatz, das sogenannte Integrated Pest Management (IPM), verfolgen. Dabei handelt es sich um eine Kombination umfassender und präventiver Bekämpfungsstrategien zur Reduzierung der Schädlingspopulationen und zur Erhaltung der Pflanzengesundheit. Der Einsatz von Pestiziden gilt in dieser Strategie nur als allerletzte Rettungslösung. Darüber hinaus soll IPM hinsichtlich Personal- und Kosten Aufwands im Vergleich zu Akarizid Anwendungen wettbewerbsfähig sein. Je nach Kulturpflanze stützt sich das IPM überwiegend auf mechanische und kulturelle Techniken wie tiefes Pflügen und Fruchtwechsel. Die wichtigste IPM-Strategie ist jedoch biologisch: die Einführung und Pflege natürlicher Feinde der Schädlinge, ohne die Wirtspflanzen zu schädigen.

Im Falle der oben betrachteten Spinnmilbe z.B. haben Hopfenpflanzer Glück, denn sie hat viele natürliche Feinde. Unter den Wirksamsten sind zwei Raubmilben – Neoseiulus californicus, die erstmals 1954 auf Zitronen in Kalifornien entdeckt wurde, und Phytoseiulus persimilis, die 1958 rein zufällig aus Chile nach Deutschland und von dort in die ganze Welt eingeschleppt wurde. Besonders Phytoseiulus attackiert sofort das Spinngewebe und frisst die dort hausenden Milben. Mittlerweile gibt es kommerzielle Anbieter, die diese nützlichen Angreifer züchten und zum Verkauf anbieten. In Hopfengärten werden diese Räuber am besten kurz bevor der Hopfen die gerüstspitzen erreicht und sich stabile Spinnmilbenpopulationen etablieren konnten, losgelassen. Darüber hinaus können Landwirte ihre Raubmilben Investitionen maximieren, indem sie ihre Hopfengärten mit Zwischenfrüchten untersäen, die als Überwinterungswirte für die kriegerischen Milben dienen.



Hopfenblätter mit Schäden von echtem Mehltau (Sphaerotheca macularis; links) and falschem Mehltau (Pseudoperonospora humuli, rechts)  (David Gent; http://www.invasive.org/browse/detail.cfm?imgnum=5393947, links, und Michelle Marks, rechts; beide Wikimedia gemeinfrei.) Hop leaves infected with Powdery mildew (Sphaerotheca macularis; left) and Downy mildew (Pseudoperonospora humuli, right), two of the most serious fungal diseases in hop gardens (David Gent, left, and Michelle Marks, right; both Wikimedia public domain)

Wiederherstellung des natürlichen Gleichgewichts


Hopfenlandsorten wie Saaz, Hallertauer Mittelfrüh und Strisselspalt haben sich über Jahrhunderte im Einklang mit ihrem Terroir entwickelt und damit ein perfektes Gleichgewicht zwischen ihren natürlichen Feinden und ihren eigenen Überlebensbedürfnissen geschaffen. Inzwischen gefährden jedoch die Auswirkungen des Klimawandels diese Balance. Obwohl chemische Gegenmaßnahmen kostengünstig und effektiv eingesetzt werden können, haben viele auch potenziell schädliche Nebenwirkungen für die Umwelt, weshalb die Züchtung neuer klimaresistenter, schädlings- und krankheitsresistenter Hopfensorten ein wesentlicher Forschungsschwerpunkt ist (siehe REFERENZ!). Zusätzlich ziehen Hopfenpflanzer nun mit natürlichen Parasiten ins Gefecht, um Schädlinge zu bekämpfen und somit ein neues Gleichgewicht zu entwickeln, was übrigens einen latenten Vorteil hat: Dieser Ansatz steht auch im Einklang mit der Bio-Landwirtschaft.

In unserer Artikelreihe zu den Auswirkungen des Klimawandels auf landwirtschaftliche Getränkerohstoffe beschäftigen sich unsere Autoren Horst Dornbusch und Elva Ellen Kowald intensiv mit den Folgen dieser Entwicklungen. So versuchen Hopfenzüchter beispielsweise mit neuen Sorten den Herausforderungen des Klimawandels beim Hopfenanbau zu begegnen.
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