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Weintrauben am Rebstock: Grüner Veltiner (left) Hungarian Takaj Furment (right) Der österreichische, klimaempfindliche Grüne Veltliner (links) wird u.U. bald in einigen Weinbergen durch den strapazierfähigeren, ungarischen Tokajer Furment (rechts) ersetzt. (Public domain, Wikimedia)
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Wein und Klimawandel: Eine Branche verteidigt sich

Die Traube gehört zu den Terroir-sensibelsten landwirtschaftlichen Getränkerohstoffen. Der Klimawandel verändert jedoch die Wachstumsbedingungen der Rebe so stark, dass Winzer es immer schwieriger finden, weiterhin Weine mit dem Charakter und der Qualität zu produzieren, auf denen ihre Unternehmen gewachsen sind. Neue Anbaumethoden und Technologien helfen ihnen sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen.

Wie gehen Winzer mit den Auswirkungen des Klimawandels um?

Anfang des Jahres warnte Chris Loth, der Herausgeber der Fachzeitschrift The World of Fine Wines: „Weinreben gehören zu den wetterempfindlichsten aller landwirtschaftlichen Nutzpflanzen. Ihre Fähigkeit, Jahrgangsvariationen widerzuspiegeln, macht natürlich einen großen Teil der Attraktivität des Weines aus. Doch die gleiche Ausdruckskraft, die einen kühlen Jahrgangs-Bordeaux von einem warmen unterscheidet, macht Wein auch besonders anfällig für den Klimawandel.“ Tatsächlich erleben Winzer auf der ganzen Welt – von Frankreich über Australien und bis in die Vereinigten Staaten –die Auswirkungen der neuen klimatischen Bedingungen: erhöhte Temperaturen, Frühlingsfröste, Waldbrände, brutale Dürren und historische Regenfälle. Diese schaden den empfindlichen Trauben und schwächen ihre Abwehrkraft gegen Schädlinge und Krankheiten.

Eine neue Weingeographie mit neuen Herausforderungen und Chancen

Die gesamte Weinindustrie stellt sich jedoch inzwischen der Herausforderung – vor allem mit neue Anbaumethoden, die die Reben nicht nur bewahren, sondern sie manchmal sogar verbessern. Allerdings besteht die Lösung nicht in Einzelinitiativen, sondern in einer Vielzahl von Maßnahmen, die in ihrer Gesamtheit eine Rettung versprechen. Dieser Artikel untersucht einige dieser Bemühungen. (Für ausführlichere Details siehe Quellenliste.)

Die traditionellen Weinanbaugebiete liegen zwischen dem 4. und 51. nördlichen bzw. 6. und 45. südlichen Breitengrad. Allerdings schiebt der Klimawandel die optimalen Bedingungen für den Weinbau beständig weiter nach Norden und Süden. Daher gedeihen heute Trauben in Gebieten wie Belgien, Japan, den Niederlanden, Polen und Schweden, in denen Weinanbau noch vor wenigen Jahren als unmöglich erachtet wurde. In anderen Regionen – von Spanien über Italien nach Argentinien und Kalifornien – verlegen einige Winzer heute ihre Weinberge in höhere Lagen, nur um ihren Reben kühlere Temperaturen zu gewähren.

Auch experimentieren Winzer inzwischen mit neuen Rebsorten, die dort wachsen, wo alteingesessene Sorten heutzutage nicht mehr können. In Österreich z.B. hat der einheimische Grüner Veltliner inzwischen große Schwierigkeiten. Daher überlegen Winzer heute, ihn u.U. durch die spät reifende, aus Ungarn stammende Tokaj Sorte Furmint zu ersetzen. In Spanien experimentieren einige Winzer mit dem Anbau von Rebsorten, die die Reblaus Phylloxera einst fast vollkommen verdrängt hat. Selbst im Burgunderland werden inzwischen neue, spätreifende Rebsorten angepflanzt, sofern sie die Zustimmung des Institut national de l'origine et de la qualité, also der Lebensmittel Aufsichtsbehörde von Produktbezeichnungen wie die appellation d'origine contrôlée, erhalten.

Zwischenfrüchte

Beim Betrachten des Terroirs für die Bedeutung des Weincharakters wird oft die Rolle der Zwischenfrüchte übersehen. Solche Pflanzen werden seit dem Aufkommen der industriellen Landwirtschaft etwa in der Mitte des 20. Jahrhunderts meistens als generisch erachtet. Winzer wenden sich nun zunehmend von dieser Auffassung ab und verwenden eine vielfältige Mischung von Terroir-spezifischen Zwischenfrüchten.

Die bekannte Wein-Autorin Kathleen Wilcox stellte in Wine Enthusiast ein gutes Beispiel dafür vor: Das Château La Clotte-Cazalis in Bordeaux, wo die Winzerin Marie-Pierre Lacoste feststellte, dass das wärmere Klima die Aromen ihrer Sauterne Weine veränderte und auch das traditionelle Gleichgewicht zwischen guten Schimmelpilzen wie Botrytis cinerea und anderen, schädlichen Schimmelpilzen beeinträchtigte. Daher pflanzt sie jetzt Hülsenfrüchte und Getreide als Zwischenfrüchte an, die den Boden kühlen, die Luftfeuchtigkeit reduzieren und die Schimmelpilze besser bekämpfen. Auch gibt sie dem einheimischen Gras und anderen Wildpflanzen freien Lauf. Schließlich hat sie schattenspendende Obst- und Nussbäume zwischen den Reben gepflanzt. Damit ist es ihr gelungen, die ursprünglichen Aromen ihrer Weine wieder herzustellen.

Im gleichen Artikel stellte auch der deutsche Winzer Thomas Niedermayr des zertifizierten Bio-Weinguts Hop Gandberg in Eppan a. d. Weinstraße fest, dass Leguminosen und Gräser „nützliche Insekten anlocken und insbesondere für Bienen Nektar und Futter liefern“. Er sagt: „Während die Zwischenfrüchte bis zu fünf Meter hoch werden können und mit dem Weinstock konkurrieren, nehmen sie aber auch Mineralien auf, die dann für den Weinstock verfügbar sind.“


Ungeziefer

Einige Schädlinge, die warme und feuchte Umgebungen lieben, können sich unter den neuen Klimabedingungen exponentiell vermehren. Einer davon ist der Falsche Mehltau (Plasmopara viticola), eine äußerst schwerwiegende, Trauben-spezifische Pilzkrankheit, die die grünen Teile der Pflanze angreift. Im Gegenzug gedeihen unter den gleichen Bedingungen auch einige nützliche Pilze, die in vielen Weinbergen gern gesehen sind. So gibt es neben der Botrytis cinerea die pilzfruchtartige Mykorrhiza, die eine Symbiose mit ihren Wirtspflanzen entwickelt hat. Sie setzt sich an deren Wurzeln fest und ernährt sich von deren Kohlenhydraten. Dies wiederum ermöglicht es den Wurzeln, mehr Wasser, Phosphor und andere Chemikalien aufzunehmen, die für die Gesundheit der Reben unerlässlich sind. Unter den richtigen Bedingungen kann dieser Pilz das Wurzelsystem der Pflanzen sogar bis auf das Siebenfache vergrößern.

Wie Lauren-Johnson Wünscher in SevenFiftyDaily berichtet, entdeckte auch der Winzer Michael Völker von 2naturkinder, einem Bio-Weingut im bayerischen Kitzingen, die Vorteile von Mykorrhiza per Zufall, als er seinen Boden sieben Jahre lang nicht bestellte. Damit blieben die tieferen Bodenschichten unberührt und Mykorrhiza florierte. Heute können Winzer mit Mykorrhiza angereicherten Biodünger benutzen, um das Wachstum dieses Pilzes zu fördern.

Erfolgsbeurteilung mit Hilfe von Kartografie und Datenanalyse

Angesichts der vielfältigen Maßnahmen im Kampf gegen den Klimawandel ist es für Winzer wichtig, genau zu wissen, welche Methoden effektiv und welche weniger wirksam sind. Bis vor Kurzem verlangte eine solche Bewertung die Begutachtung einzelner Reben in mühsamer Handarbeit. Die erstellten Daten enthielten jedoch kaum systematische Informationen. Stattdessen gibt es heute Technologien wie globale Navigationssysteme, Cloud-Analysen und künstliche Intelligenz (KI), die es Winzern ermöglichen, z.B. Vireninfektionen zu verfolgen, die Bewässerung zu regulieren und die Vitalität ihrer Reben zu überwachen.

Eine dieser Lösungen ist Vinelytics, eine cloudbasierte Softwareplattform für Weinberge, die Echtzeit-Wetterdaten mithilfe von Live-Sensoren generiert und damit Temperatur, Windgeschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Sonneneinstrahlung und Niederschlagmengen in den Weinbergen meldet. Die gesammelten Daten können dann auf Grundstück-, Block-, Reihen- und Rebstock-Ebene eingeordnet und automatisch auf einem intuitiven Dashboard mit Empfehlungen für Sprüh- und Bewässerungs-Strategien zusammengefasst werden.

Eine weitere Technologie ist Sentinel Vine Manager, eine Smartphone-App aus dem Apple App Store, die das Gedeihen individueller Reben mithilfe von Global Navigation Satellite Systems (GNSS) und Cloud-Analysen erfasst. Benutzer können neue Reben kartieren, Metadaten wie Virusinfektionen und Bewässerungssysteme mit Anmerkungen versehen und Bilder aufnehmen.

Ausblick

In unserer sich rapide verändernden Welt mit ihren immer neuen Herausforderungen gesellen sich nun neben der traditionellen Kunst und Fachkenntnis des Winzers auch fortschrittliche Technologien, die zusammen mit natürlichen Anbaumaßnahmen und Anpassungsfähigkeit an die neue Umwelt der Weinindustrie die Chance geben, sich im Kampf gegen den Klimawandel siegreich zu behaupten.

In unserer Artikelreihe zu den Auswirkungen des Klimawandels auf landwirtschaftliche Getränkerohstoffe beschäftigen sich unsere Autoren Horst Dornbusch und Elva Ellen Kowald intensiv mit den Folgen dieser Entwicklungen. So versuchen Hopfenzüchter beispielsweise mit neuen Sorten den Herausforderungen des Klimawandels beim Hopfenanbau zu begegnen.

Quellen

  • Chris Loth, “Wine and the climate crisis: Where are we now and what happens next?”, The World of Fine Wine, January 25, 2023
  • Nathaniel K. Newlands, “Artificial Intelligence and Big Data Analytics in Vineyards: A Review,” from Grapes and Wine, Antonio Morata, Editor, June 15, 2022
  • Nikki Goddard, “8 Wine Regions Emerging Due to Climate Change,” Liquor.com., July 6, 2021
  • Kate Dingwall, “As Climate Change Drives Up Temperatures, Winemakers Climb Higher,” Wine Enthusiast Magazine, January 16, 20230
  • Aleks Zecevic, “Why Austria Is Betting on Furmint to Cope with Climate Change, “Wine Enthusiast Magazine, November 8, 2022
  • Jacopo Mazzeo, “Burgundy Embraces New Varieties to Combat Climate Change,” Wine Enthusiast Magazine, April 14. 2021
  • Kathleen Willcox, “The Rise of Micro-Managed Crops in the Battle Against Climate Change.” Wine Enthusiast Magazine, September 15, 2022
  • Lauren Johnson-Wünscher, “How Mycorrhizal Fungi Create More Drought-Resistant Grapevines,” SevenFiftyDaily, May 15, 2023
  • Samantha Cole-Johnson, “A Game Changing New Vineyard Management Technology,” SevenFiftyDaily, May 1, 2023
  • www.vinelytics.com
  • www.sentineltech.eu
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