Nachricht schreiben an

Du hast keinen Betreff angegeben, möchtest Du die Nachricht ohne Betreff versenden?
Bitte verwende in Deiner Nachricht weniger als 1000 Zeichen.
Sonderzeichen '<', '>' sind im Betreff und in der Nachricht nicht erlaubt
reCaptcha ist ungültig.
reCaptcha ist aufgrund eines Serverproblems gescheitert.

Deine Nachricht wurde gesendet

Du findest die Nachricht jetzt in Deinem persönlichen Bereich unter „Meine Nachrichten“.

Es ist ein Fehler aufgetreten

Bitte versuche es nochmal.

Termin vereinbaren mit

Damit Sie einen Termin vereinbaren können, wird der Kalender auf dem persönlichen Profil Ihres Ansprechpartners in einem neuen Tab geöffnet.

Vor-Ort-Termin vereinbaren mit

Damit Sie einen Vor-Ort-Termin vereinbaren können, wird die Terminanfrage in einem neuen Tab geöffnet.

Ein Baum auf einem Hügel, auf dem Wein angebaut wird. Im Hintergrund ziehen Gewitterwolken auf. Ein drohender Sturm braut sich hinter einem Weinberg zusammen
  • Fachbeitrag
  • Rohstoffe
  • Amerika
  • Asien
  • Europa
  • Bier
  • Spirituosen
  • Wein, Sekt

Die Anbaugeografie von Hopfen, Gerste und Wein und die Herausforderungen des Klimawandels

Bei den landwirtschaftlichen Getränkerohstoffen ist Geografie Schicksal, denn Landwirte haben ihre Pflanzen über Jahrhunderte so sorgfältig selektiert, dass wir heutzutage mit vielen Terroir-spezifischen Landrassen, die sich perfekt an ihre lokalen Verhältnisse angepasst haben, arbeiten können; und einige Regionen der Welt haben sich zu spezialisierten Hochburgen für den Anbau von Hopfen, Reben und Gerste entwickelt. Dieser Artikel betrachtet die geografische Konzentration dieser drei Rohstoffe und deren Gefährdung durch den Klimawandel.

Geografische Anbaukonzentration

Die kumulativen Daten in den Tabellen 1 bis 3 zeigen, dass der Hopfenanbau eine extreme Anbaukonzentration aufweist, denn es entfallen allein auf die USA und Deutschland etwa drei Viertel der gesamten Weltproduktion. Bei der Weinproduktion ist die Konzentration weniger ausgeprägt, da drei Viertel der Weltproduktion auf sieben Länder verteilt ist. Bei der Gerste ist der Anbau für alle Verwendungszwecke – einschließlich Futter- und Braugerste – am weitesten verteilt, da selbst ein Dutzend der bedeutendsten Erzeugerländer insgesamt kaum drei Viertel der Welternte produzieren. Nur fünf Länder (in gelb hervorgehoben) sind auf allen drei Listen vertreten.
Eine Tabelle mit Ländern, in denen die größten Hopfenanbauflächen der Welt liegen. Tabelle 1: Die führenden Hopfenproduzenten der Welt (gerundete, aus vielen Quellen der letzten drei Jahre zusammengefasste, prozentuale Durchschnittswerte der Welternte)

Die Anbaugeografie des Hopfens

Selbst innerhalb der wichtigsten Erzeugerländer (Tabelle 1) ist der Hopfenanbau stark konzentriert. So produziert in den Vereinigten Staaten allein der Bundesstaat Washington etwa 70 Prozent des Hopfens dieses Landes, hauptsächlich im Yakima Tal, während fast der gesamte Rest aus dem Willamette Tal in Oregon und dem Treasure Tal im Südwesten Idahos stammt.

Auch in Deutschland produziert die winzige Hallertau nördlich von München mit fast der gleichen Ausdehnung wie die amerikanisch Hauptstadt Washington D.C. etwa 80 Prozent des gesamten deutschen Hopfenvolumens, was fast 30 Prozent der Weltproduktion entspricht. Auf Platz 2 und 3 liegen Elbe-Saale und Tettnang mit jeweils rund 7,5 Prozent, gefolgt von Spalt mit nur rund 2 Prozent.

In Tschechien stammten ebenfalls etwa drei Viertel der Hopfenproduktion aus der Žatec (Saaz) Region. Der Rest entfällt auf die Gebiete Auscha und Tirschitz.

Eine Tabelle mit Ländern, in denen die größten Weinanbauflächen der Welt liegen. Tabelle 2: Die führenden Weinproduzenten der Welt (gerundete, aus vielen Quellen der letzten drei Jahre zusammengefasste, prozentuale Durchschnittswerte)

Die Anbaugeografie der Weintrauben

Der Anbau von Trauben für die Wein- und Spirituosenherstellung scheint unter den drei Rohstoffen am weitesten gestreut zu sein, dennoch sind die Eigenschaften der Reben sehr Terroir-verwurzelt. So schmeckt beispielsweise ein Cabernet Sauvignon aus der Bordeaux Region einfach ganz anders als ein Cabernet Sauvignon aus Kalifornien, Chile, Australien, Südafrika oder Spanien. Im Falle von katastrophalen, regionalen Wettereinbrüchen sind diese Weine also nicht austauschbar.

Allgemeinen sind wärmere Temperaturen – jedoch keine extremen Dürren – beim Weinanbau ein Segen, aber bei zu viel des Guten können Trauben auch überreif werden. Ein positiver Aspekt der Erderwärmung ist die Ausdehnung des Weinanbaus auf Gebiete, die früher als zu unwirtlich galten, wie zum Beispiel das Vereinigte Königreich und sogar Schweden.

Eine Tabelle mit Ländern, in denen die größten Gerstenanbauflächen der Welt liegen. Tabelle 3: Die führenden Gerstenproduzenten der Welt

(Gerundete, aus vielen Quellen der letzten drei Jahre zusammengefasste, prozentuale Durchschnittswerte der Weltproduktion, einschließlich Futter- und Braugerste. Die Prozentsätze wurden auf der Basis einer nominellen Weltjahresproduktion von durchschnittlich etwa 150 Millionen Tonnen berechnet.)

Die Anbaugeografie der Gerste

Heutzutage wird Gerste in fast allen Ländern angebaut, von Finnland bis Marokko bis Australien. Betrachtet man jedoch nur den Anteil der Qualitätsbraugerste, sie ist diese geografische Vielfalt trotzdem kein Schutz vor den Folgen des Klimawandels.

Anekdotisch wissen wir, dass die überwiegende Menge an Nicht-Futtergerste aus nur wenigen Ländern, besonders aus Deutschland, Australien, Kanada, Frankreich, Argentinien und dem Vereinigten Königreich, stammt. In Bayern, dem mit Abstand größten Gerstenanbauland Deutschlands, eignen sich sogar fast 80 Prozent der Gerstenernte fürs Brauen – genau das Umgekehrte des Weltdurchschnitts.

Landschaftsaufnahme, die einen großen Waldbrand mit starker Rauchentwicklung zeigt. Ein Lauffeuer in einer ausgedorrten Landschaft in der Nähe von Yreka, Kalifornien, im Juni 2021

Klimawandel kurz zusammengefasst

Fossile Brennstoffe sind energiereiche unterirdische Überreste von Pflanzen, die vor 300 bis 100 Millionen Jahren in sumpfigen Wäldern wuchsen. Doch ab Mitte des 17. Jahrhunderts fingen die Menschen an, diese Bodenschätze als Antriebsquellen für die neuen, mechanisierten Produktions- und Transportsysteme zu benutzen, was zur Folge hatte, dass innerhalb von knapp 300 Jahren riesige Mengen von Kohlendioxid in die Atmosphäre freigesetzt wurden, welche die Pflanzen damals über Millionen von Jahren sequestriert haben.

Daher prognostizieren Wissenschaftler nun, dass die jährliche mittlere globale Oberflächentemperatur bis Anfang der 2030er Jahre um etwa 1,5 °C über dem vorindustriellen Niveau steigen wird und dass der Meeresspiegel um 2050 etwa 33 cm höher sein wird als heute. Sollten dann alle Gletscher und Eiskappen schmelzen, könnte der globale Meeresspiegel sogar um etwa 70 m ansteigen und einen Großteil der Landmasse der Erde überfluten.

Die Macht von ENSO

Der vielleicht bedeutendste klimabestimmende Faktor für unseren Planeten ist die sogenannte El Niño-Southern Oscillation (ENSO), ein sich wiederholender Klimazyklus, der sich über dem tropischen Pazifik zwischen Australien und Peru erstreckt. Er besteht aus einer warmen El-Niño-Phase („Junge“ auf Spanisch) und einer kühlen La-Niña-Phase („Mädchen“). Diese regulieren die Temperaturen auf der Meeresoberfläche, den Luftdruck und die Niederschläge weltweit wie auch den Verlauf der je zwei polaren und äquatorialen Jet Streams.

Damit hat der Zyklus Wetterauswirkungen vom Horn von Afrika, über Sibirien und den Getreideanbaugebieten in Mitteleuropa, Russland, der Ukraine, und China, bis in den Nordwesten der Vereinigten Staaten und den kanadischen Prärieprovinzen. In Australien hat El Niño oft Dürren, Überschwemmungen und Waldbrände verursacht und die Gerstenernte des Landes um die Hälfte des Normalwerts reduziert. In Ländern wie Äthiopien, Guatemala und Sudan, die auf große Gerstenimporte für die menschliche und tierische Ernährung angewiesen sind, hat der ENSO-Zyklus oft humanitäre Katastrophen verursacht.

Klimatologen erwarten aufgrund der Erderwärmung immer extremere Schwingungen dieses Wetterphänomens, wobei El Niño länger als die normalen drei Jahre verharren und vielen Orten ein Übermaß an Wasser und Schnee bescheren wird, während er anderswo verheerendere Dürren verursachen wird. Dagegen wird die kühle La Niña in der Zukunft weniger als die normalen 12 Monate dauern, sich aber wesentlich destruktiver zeigen, in dem sie mehr Stürme im Atlantik hervorrufen wird, wie auch aggressivere Dürren und großflächige Lauffeuer in den Hopfen-, Gersten- und Weinanbaugebieten im Westen Nordamerikas.

Ausblick

Während die Auswirkungen des Klimawandels auf der globalen Makroebene durchaus abschätzbar sind, sind sie auf der geografischen Mikroebene kaum vorhersehbar. Verbindet man nun diese Ungewissheit mit der Terroir-verwurzelten Natur von Hopfen, Gerste, Trauben und den vielen anderen Getränkerohstoffen (wie Pflaumen für Sliwowitz, Äpfel für Calvados und Sfusato Amalfitano-Zitronen für Limoncello), so werden die vielfältigen Herausforderungen klar, denen sich alle Beteiligten in der Getränkeindustrie stellen müssen.

Diese zu meistern, verlangt eine beschleunigte Züchtung neuer, früher-reifender, dürreresistenterer und stickstoffeffizienterer Sorten, was oft eine jahrzehntelange Entwicklung erfordert. Auch geht es im Anbau um innovative, Trinkwasser schützende, agronomische Praktiken besonders bei der Bewässerung, Düngung und Schädlingsbekämpfung. Schließlich ist es wichtig, Landwirte, Verarbeiter und Konsumgüterhersteller davon zu überzeugen, die neuen Rohstoffe auch in ihren Produktionsprozessen anzuwenden. Natürlich geht es auch um die Reduzierung unseres Gesamtverbrauchs an fossilen Brennstoffen, welcher die Grundursache unserer Probleme ist. 

Im Kampf gegen den Klimawandel stehen wir erst am Anfang und die Menschheit muss einfach gezielt und schnell wirksame Maßnahmen finden, um zu verhindern, dass der Anbau unserer wertvollen Getränkerohstoffe zu schwierig wird oder gar ganz eingestellt werden muss, was zu einer Verarmung unseres Lebens auf dieser Erde führen würde.


Anmerkung der Redaktion

Am Mittwoch, 29. November, von 13:10 bis 15:00 Uhr wird Horst Dornbusch im Rahmen des Forum BrauBeviale drei Expertendiskussionen zum Klimawandel und den Herausforderungen für den Hopfen-, Gersten- und Weinanbau moderieren.

 
Sie wollen bei den aktuellen Themen der Getränkeindustrie am Ball bleiben? Dann abonnieren Sie unseren Newsletter mit allen wichtigen Infos zur BrauBeviale und vielfältigen Storys aus der Getränkebranche.
close

Diese Inhalte oder Funktionen stehen der myBeviale.com Community zur Verfügung. 
Bitte registriere Dich oder melde Dich mit Deinen Login-Daten an.