Termin vereinbaren mit
Damit Sie einen Termin vereinbaren können, wird der Kalender auf dem persönlichen Profil Ihres Ansprechpartners in einem neuen Tab geöffnet.
Vor-Ort-Termin vereinbaren mit
Damit Sie einen Vor-Ort-Termin vereinbaren können, wird die Terminanfrage in einem neuen Tab geöffnet.
Mit Mut und Freude auf Erfolgskurs
Hier geht’s zum Videointerview:
Sylvia Kopp im Gespräch mit Barb Grossenbacher
Gastronomieerfahrung
Grossenbacher ist Kanadierin. Als sie im Sommer 1980 als junge Frau im Service eines kanadischen Restaurants arbeitete, lernte sie ihren zukünftigen Ehemann Fritz kennen, der dort saisonal als Koch tätig war. Sie folgte ihrem Liebsten bald darauf in seine Schweizer Heimat, wo die beiden ein unschlagbares Team bildeten: Zusammen hat das Paar erfolgreich Hotels und Restaurants betrieben – Fritz als Geschäftsführer, Barb als Service-Leiterin. Nach 30 Jahren harter Arbeit im Gastgewerbe war für sie der Punkt gekommen, sich neu auszurichten: „Die Vorstellung, den Gästen auch noch mit Rollator zu servieren, hat mir nicht behagt“, sagt Grossenbacher lachend. Sie habe dann gar nicht lang überlegen müssen, sondern ist dem gefolgt, was ihr Spaß macht. Und das war eine Ausbildung zur WSET-Weinakademikerin an der österreichischen Weinakademie. WSET steht für den britischen „Wine and Spirits Education Trust“, der weltgrößte Anbieter für Wein- und Spirituosenausbildungen. Die mehrjährige Ausbildung zusammen mit 30 Teilnehmern unterschiedlichen Alters aus 17 Nationen von Dubai über Moskau bis Athen sei spannend und absolut horizonterweiternd gewesen. In ihrer Abschlussarbeit ging Grossenbacher einen Schritt weiter als erwartet, und entschied sich einmal mehr für das, was ihr Freude macht: „Statt einfach nur über Spirituosen zu schreiben, habe ich einen neuen Gin entwickelt und produziert.“ Voilà, Edelwhite Gin ward geboren!
Aroma der Region im Gin einfangen
Zugrunde lag die Idee, einen Gin zu erschaffen, der das widerspiegelt, was in der eigenen Region wächst. Bei der Rezeptentwicklung half die Aromatherapeutin Sandra Limacher, Mitgründerin des Edelwhite-Projektes. In ihrer Praxis konnten beispielsweise die Probe-Destillate entstehen. „Ganz wichtig war mir, den Duft des Entlebuch einzufangen“, so Grossenbacher. Das zwischen Bern und Luzern gelegene UNESCO-Biosphärenreservat ist ein besonderes Fleckchen Erde und ein Glücksfall für die Gin-Produktion. Mit seinen Karstlandschaften und Hochmooren, Auen, Trockenwiesen und Wäldern bietet es eine unendliche Vielfalt an aromatischen Pflanzen. So entstand ein Gin mit 27 Botanicals, von denen 14 aus dem Entlebuch stammen. Was Grossenbacher und ihr Team nicht selbst sammeln, beziehen sie von der Kräuter Markt AG, ein Zusammenschluss von 15 Betrieben, die Kräuter anbauen und deren größter Abnehmer die Firma Ricola ist. „Die Kräuter Markt AG verfügt nicht nur über Kräuterwissen, sondern auch über die richtige Technik“, so Grossenbacher. Dazu gehören unter anderem eine feinjustierbare Trocknungsanlage und ein geeigneter Lagerraum. Der lokale Bezug der Zutaten garantiert Frische und eine geschmackliche Intensität, von der die Qualität des Edelwhite Gin profitiert.
World’s Best Gin Trophy
Diese Qualität blieb auch der Fachwelt nicht verborgen. Schon gleich die erste Charge von Edelwhite wurde 2017 auf der „International Wine & Spirits Competition“ (IWSC) in London mit Bronze ausgezeichnet. Zwei Jahre später erhielt das Produkt ebenfalls auf der IWSC sogar die Auszeichnung „World’s Best Gin Trophy“. Grossenbacher: „Es war immer unser Ziel, den weltbesten Gin zu machen.“ Check – Ziel erreicht! Doch zeitgleich mit der großen Auszeichnung gelangte das Edelwhite-Projekt an einen Tiefpunkt: „Fünf Tage vor der Nachricht von der IWSC starb Sandra. Und für mich war klar, damit ist auch Edelwhite beendet“, so Grossenbacher. Sandra Limacher habe mit ihrem Verständnis von der Natur und den Pflanzen die Edelwhite-Philosophie maßgeblich geprägt.
Eigene Brennanlage statt Lohnbrennerei
Doch dann fügte sich alles: Zwei Wochen später erhielt Grossenbacher das Angebot, im Örtchen Ebnet in einen Neubau einzuziehen, der das Hotel-Restaurant Lindenhof und die Entlebucher Brauerei beherberge und noch viel Platz für eine Destillerie biete. Man könne von den Synergien profitieren. Das wirkte wie ein Weckruf! Edelwhite Gin wurde bis dato auf dem Destillationswagen eines Lohnbrenners hergestellt. Barb Grossenbacher sah sich vor die Herausforderung gestellt, eine Brennanlage zu kaufen und eine eigene Destillerie zu betreiben. Sie nahm ihren Mut zusammen und stellte sich der Aufgabe – nicht zuletzt auch zu Ehren ihrer verstorbenen Mitgründerin: 2020 gründete Grossenbacher die Edelwhite Gin AG und begann ihre Produkte selbst zu destillieren. Und sie wagte sich erneut aus der Komfortzone: In „Höhle der Löwen“, einer TV-Show, in der Start-Ups um die Gunst von Investoren werben, gewann sie 2021 die Unterstützung von Roland Brack und profitiert nach eigenen Aussagen sehr von der Erfahrung, dem Wissen und Netzwerk ihres Investors.
Gin Degustationen und Workshops
Heute produziert Grossenbacher in ihrer Destillerie in Ebnet neben dem 42-prozentigen Edelwhite-London-Dry-Klassiker auch einen „Edelwhite 57“ in Navy-Strength-Qualität, sprich mit einem Alkoholgehalt von 57 Volumenprozent, sowie saisonal einen milden Winter-Gin mit Gewürzen wie Zimt, Kardamom, Muskat und Vanille. „Unser Ziel ist nicht, zehn verschiedene Produkte anzubieten, sondern sich auf wenige, edle Destillate zu konzentrieren“, so Grossenbacher. So wird es dennoch bald etwas Neues geben: Grossenbacher hat einen Edelwhite Orange entwickelt, der mit den frischen Schalen sizilianischer Orangen gewürzt ist – man darf gespannt sein. Grossenbacher ist stolze Destillateurin. Es gebe immer mehr Frauen, die diesen Beruf ausüben. Sie verweist auf Dr. Anne Brock, Master Distiller bei Bombay Sapphire, und Lesley Gracie, Master Distiller bei Hendrick’s – beides große Vorbilder. Ihre liebste Tätigkeit jedoch ist das Führen von Degustationen und Gin-Destillations-Workshops, die Edelwhite Gin ebenfalls am Standort in Ebnet anbietet. „Ich liebe es, den Gästen von der Gin-Tradition zu erzählen und dazu beizutragen, dass das weiterlebt“, so Grossenbacher. Nicht selten inspiriert sie ihre Gäste sogar, sich für den Beruf des Gin-Machens zu interessieren. „Wenn der Funke überspringt, geht einem das Herz auf“, sagt sie.
Neues Leben mit einer starken Gin-Marke
Barb Grossenbacher hat in nur drei Jahren eine starke Marke nebst erlebnisreichem Standort geschaffen – aber vor allem für sich selbst ein neues wunderbares Leben kreiert – ohne Druck und negativem Stress, wie sie betont. Denn von Anfang an habe das Produkt, die eigene Kreation, im Mittelpunkt gestanden, nicht das Geldverdienen. So genießt sie es, ihr eigener Chef zu sein: „Die freie Zeiteinteilung ist für mich Luxus. Das Wochenende frei und einen Feierabend zu haben, das war vorher nicht möglich.“ Dabei kommt das Alter ihr zugute: „Manchmal braucht es einiges an Erfahrung, bis man weiß, was man wirklich will.“ Grossenbacher freut sich, in der internationalen Gin-Branche angekommen zu sein. Seit diesem Jahr ist sie mit Edelwhite Gin anerkanntes Mitglied der in London ansässigen ehrwürdigen Gin Guild. So geht Barb Grossenbacher mit Edelwhite Gin ihren ganz eigenen Weg – mit Leichtigkeit und Freude. Ebenfalls in der Reihe women4beverages erschienen:
women4beverages: Anne-Françoise Pypaert, Braumeisterin von Orval
women4beverages: Garlonn Kergourlay, Brauerei Beraterin
women4beverages: Julia und Marie Wasem vom Start-up-Weingut Wasem Doppelstück
Sylvia Kopp im Gespräch mit Jasmin Haider-Stadler, Waldviertler Whisky J. H.
Sylvia Kopp im Gespräch mit Katharina Kurz, BRLO